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punk_lGeld oder "No future"!

 

Berlin / 20.8.2010: Wer sich ernsthaft mit Subkulturen und Jugendszenen auseinandersetzen will, kommt am Berliner Archiv der Jugendkulturen kaum vorbei. Hier werden seit zwölf Jahren alle möglichen Quellen gesammelt - vom Flyer über Fanzines bis zur Musik; so werden diese Jugendkulturen mitunter überhaupt erst akademisch greifbar, erforschbar. Davon profitieren auch andere Institute, die auf das Archiv zukommen. Es ist als Verein organisiert und hat viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer. In ganz Deutschland gibt es kein vergleichbares, derart gut ausgestattetes Archiv. Außerdem gehört ein Verlag dazu, der Sachbücher und Biografien zu spezifischen Themen veröffentlicht und damit auch die Ergebnisse "hauseigener" Jugendforschung der Öffentlichkeit zugänglich macht. Zu den Publikationen gehört zum Beispiel "Keine Zukunft war gestern", ein Buch über die Geschichte des Punkrock in Deutschland. Oder der authentische Skinhead-Roman "No llores, mi querida –Weine nicht, mein Schatz". Nicht zuletzt widmet sich die Einrichtung dem Überkommen von Vorurteilen über die vielen Jugendkulturen und, zum Beispiel in Form von Workshops, auch der Prävention von Rechtsextremismus.

 

Eigentlich eine prima Sache, müsste man meinen, und auch, dass das deshalb bestimmt wertgeschätzt wird. Dem ist aber nicht so. "Für wissenschaftliche Fördertöpfe sind die Methoden der Jugendforscher zu unorthodox, für die Sozialarbeit zu wenig pädagogikorientiert", glaubt die taz (16.8.10) zu wissen. Finanziell steckt das Archiv jetzt ganz akut in Schwierigkeiten. So sehr, dass die MitarbeiterInnen teils selbst Geld in das Projekt stecken müssen, um für die hohen Mietkosten aufzukommen. „Doch auf Dauer braucht eine derartige Einrichtung wenigstens eine oder zwei hauptamtliche Stellen und die Sicherung der Grundkosten“, so steht es auf der Internetseite des Archivs. Eine solche Regelförderung gibt es nicht - nun droht die Schließung. Die Rettung soll jetzt eine Stiftung bringen. 100.000 Euro bis zum 31. Oktober, so lautet das ehrgeizige Ziel. Und der Verein macht mobil, um möglichst viele SpenderInnen von der Sache zu überzeugen. Mit dem Geld sollen laut Satzung andere, ähnlich ausgerichtete Archive in Deutschland, sogar international, unterstützt werden, genau wie Jugendorganisationen, die sich für Toleranz stark machen. Außerdem soll die Publikation unter anderem von "Selbstzeugnissen" der Jugendlichen gefördert werden. Klingt gut - es bleibt also die Hoffnung, dass sich genügend UnterstützerInnen für die Stiftung finden, damit das Archiv nicht selbst bald Geschichte ist.


www.jugendkulturen.de