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TURBOSTAATVariabel im Homogenen!

Berlin / 1.5.2010: „Vormann Leis“ hieß die letzte Scheibe. Das ist drei Jahre her. Jetzt gibt es „Das Island Manöver“. Es ist anders. Nicht total anders, aber anders -  und: großartig!!! Auf der uns zugeschickten CD steht: „Nicht final gemastert!“. Ich habe keine Ahnung, was da jetzt noch kommen soll – der Sound ist einfach FETT und erstklassig!

TURBOSTAAT klingen auf ihrer vierten Scheibe wesentlich ausdifferenzierter als auf ihren drei Alben zuvor. Hier wird mit den bisherigen musikalischen Grenzen gebrochen, so dass die Vielfältigkeit in nahezu allen Kompositionen auszumachen ist. Als feste Konstante bleibt allerdings Jans

Gesangsstil. Er singt, erzählt oder schreit nach wie vor auf eine Art und Weise, wie er dies bereits auf den vorherigen Alben tat. Auffällig erscheinen auch die sehr eingängigen Drum-Beats beim Großteil der Lieder. Weiterhin sind die typischen TURBOSTAAT-Gitarren zwar nach wie vor vorhanden, malen auch noch immer wunderschöne musikalische Bilder, aber halten sich gerne auch dezent zurück und machen Platz für einen neuen Gitarrensound. Die Flensburger sind variabler und facettenreicher geworden. Das alles funktioniert allerdings sehr gut und das Album wirkt auffallend homogen. Die Songstruktur funktioniert weitestgehend nach dem Strophe-Refrain-Prinzip, so dass sich bei fast jedem Song ein melodiöses Thema durch stetige Wiederkehr im Kopf verankert.

Textlich werden nach wie vor oftmals Situationen aus der Erzählerperspektive beschrieben, denen etwas Düsteres und Beklemmendes anhaften. Maritime Textfragmente weisen ebenfalls noch immer auf die Herkunft der Flensburger hin - ein typischer, aber auch sympathischer Bezug, den TURBOSTAAT schon immer in ihren Lyrics aufzuweisen hatten.

Der Opener „Kussmaul“ kommt ziemlich brachial und dunkel daher, in einer Form von Intensität, die man von TURBOSTAAT noch nicht kannte. Mitunter könnte man behaupten, dass sich die Gitarren in einem finsteren Noise-Rock-Bereich bewegen, es aber auch immer wieder schaffen, diesen zu verlassen und schließlich doch wieder zurück in den Heimathafen zu finden. Sehr beeindruckend!

„Surt und Tyrann“ ist ebenfalls ein Stück, wo sich die Veränderung im Sound feststellen lässt. Man bewegt sich hier zwischen Harmonie und Disharmonie. Gitarren brechen immer wieder in schwere Riffs und erzeugen damit im Song einen musikalischen Bruch, der kurz und intensiv ist.

„Fraukes Ende“ lässt sich als ein typischer TURBOSTAAT-Song, beschreiben, der auch prima auf die „Vorman Leis“ gepasst hätte. Schöne Melodien unterstützen den Gesang, die Gitarren ergänzen sich wunderbar symbiotisch - ganz nach der charakteristischen TURBOSTAAT-Schule.

„Penenn bei Gluffke“: Die Strophe besteht nur aus Bass, Drums und Gesang. Vereinzelt stößt mal eine Gitarre dazu. Dann der Refrain mit einen harmonischem Frauen-Chor, wohlwollenden Gitarren und das alles könnte man als Pop beschreiben, obwohl es nie wirklich danach klingt. Wahrscheinlich können TURBOSTAAT sowas auch nicht, selbst wenn sie wollten!  

„Ufos im Moor“- Ein schönes Punkrock-Stück! Schnellere Dums und griffige Riffs mit einem schönen Break, womit dann auch das Ende des Stückes eingeleitet wird. 

„Das Island-Manöver“ beginnt instrumental mit ruhigen, monotonen, sich wiederholenden  Gitarrenläufen, die dann eine Steigerung erfahren. Nach dem schönen Intro setzen Drums und Gesang ein und eine Gitarre verweilt im Intro-Thema, während die andere neu einsetzt, um sich dann im Refrain wieder mal zusammen ins schöne TURBOSTAAT-Gewand zu steigern. Womit der Song auch beendet wird.  

 „Urlaub auf Fuhwerden“ besitzt Hit-Charakter. Ein eher ruhig gehaltenes Stück mit einem wunderschönen Refrain, der in der Lage ist, Hochgefühle entstehen zu lassen, wobei der Text wiederum die Antithese bildet. Eigentlich passt alles, wenn es heißt: „Wenn der Sommer kommt...“ Das passt ideal zur Musik, weil diese auch den Sommer gut skizziert. Nur geht der Text dann weiter mit „...erwürg mich im Maisfeld. Wenn sie wieder ernten wollen, lieg ich im Maisfeld.“. Was für ein unglaublicher Kontrast zwischen Musik und Text. Dennoch in meinen Ohren der Hit des Albums.

„Fünfwürstengriff“ klingt mächtig nach NDW! Absolut im Anti-TURBOSTAAT-Gewand gepackt, aber großartig!

So... und dann kommen noch 4 weitere Songs, die ihr euch mal ohne nähere Beschreibung anhören müsst. Man will ja nicht alles verraten. Die Platte macht AUF JEDEN großen Spaß! Ich bin begeistert!

SameSameButDifferent/Indigo – VÖ 09.04.10