renttokill_right.jpgKein Platz für
Spacken-HC-Pogo!


Berlin/3.8.08 im Lokal: Sonntagskonzerte sind immer die Konzerte, die man sich in den Kalender schreibt und die man doch nicht schafft zu besuchen. Dieses mal war es aber anders – zu später Stunde ging es 
ab ins Lokal, um KAPUT KRAUTS, NEIN NEIN NEIN und RENTOKILL zu sehen. Tja, und leider war es dann doch zu spät für die KAPUT KRAUTS... beim Bezahlen klang der letzte Akkord aus. Verdammt! Die hätte ich gerne nicht verpasst, hingegen ich das Verpassen bei NEIN NEIN NEIN nicht so schlimm gefunden hätte.
 
renttokill_left.jpgNun ja, also bekamen die Gladbacher eine weitere Chance bei mir. Bisher haben sie mich nie wirklich überzeugt. Aber manchmal kommt es eben doch anders, als man denkt. Nachdem ich NEIN NEIN NEIN bereits zweimal live zu Augen und leider auch zu Ohren bekam, waren sie heute doch wesentlich besser. Genau genommen waren sie sogar sehr gut. Ihr deutschsprachiger Punk wirkte sehr dynamisch und energetisch. Mit der Minimalbesetzung von Gitarre, Bass und Schlagzeug brachten sie sehr differenzierte Songs zustande. Zwischenzeitlich waren die Lieder sogar erstklassig, so dass man sich diesen einfach nicht entziehen konnte und in Bewegung geriet. Ich glaube, der Punkt, warum dieses NEIN NEIN NEIN – Konzert viel besser war als die anderen zuvor, ist der, dass der Frontmann heute einfach mal auf seine überflüssigen Ansagen verzichtet hat und sich dadurch wohl auch mehr auf die Songs konzentrierte. Da es diesmal eben fast nur um Musik ging, bekam man von der Band auch gar nicht so viel mit über deren Befinden. Jenes stand beim Sänger sonst immer etwas zu sehr im Vordergrund, wobei eine unerträgliche Arroganz zu Tage trat. Der Stempel „unsympathisch“ war schnell verteilt. Davon war heute glücklicherweise nichts zu spüren. Und dann folgte sogar noch ein Cover-Song der großartigen EA80, die Gladbach aus dem Blickfeld „Punkrock“ zu einer sehr wichtigen Stadt gemacht haben! Die nachfolgende Generation coverte „Häuser“ und waren dabei verdammt gut.
 
Kurz darauf wurde es dann Zeit für RENTOKILL, die mit ihrem 2007 erschienenen Album „AntiChorus“ die Latte erheblich hoch gelegt hatten. Ich hatte die Jungs noch nie vorher gesehen und somit war die Erwartungshaltung ebenfalls ziemlich hoch. Dass sie diese sogar übertreffen würden, damit hatte ich nun gar nicht gerechnet. Schon gar nicht an einem Sonntag! Tja, und was die dann entzündeten, war ein Punk-HC-Feuerwerk erster Güte und einfach nur großartig! Ich kann es nicht wirklich erklären, aber irgendwie verstand es die Band, mich binnen weniger Minuten zu faszinieren. Von Beginn an beherrschten RENTOKILL die Leute vor der kleinen Bühne des Lokals. Die Band aus Österreich ist ja bekannt für ihr hohes politisches Engagement, aber dass sie dabei live derart viel Spass und positive Energie versprühen, hätte ich nicht gedacht. Dabei erinnerten sie auch das ein oder andere Mal an die tollen Kanadier PROPAGANDHI. Musikalisch sehr kompakter und heftiger HC-Punk, der dennoch mit gut dosierten melodischen Parts überzeugte. RENTOKILL bewiesen sich also als eine fantastische Liveband. Und wenn man sich vorne im Pogo-Kreis umschaute, sah man in glücklicher Gesichter - und diese sieht man nicht so oft auf einem HC–Konz. Hier gab es kein Platz für Spacken-HC-Pogo! Yeah!!!! So reckte man die Fäuste in die Luft, sang zusammen „Primetime Killer! Primetime Getaway“ und fühlte sich während des ganzen Konzertes eins mit Band und Publikum! Es war einfach erstklassig. Und irgendwie war es dann sehr schade, dass es nach nur einem Zugabe-Block vorbei war - aber es war cool, cool, cool! Und so ging es dann mit durchgeschwitzten Klamotten am frühen Montag morgen nach Hause – froh, dort gewesen zu sein!