propagandhi_by_schledewitz_1.jpgMehr als Junge-trifft-Mädchen!

Berlin / 21.7.2009 im SO36: Mann, wie viel Lebenszeit habe ich mit PROPAGANDHI-Hören verbracht, und dann fast zehn Jahre gebraucht, um sie mal live zu sehen - jetzt im SO36 erst zum dritten Mal.
 
Die kanadische Polit-Punk-Institution war
und ist wichtig. Und so stehen sie da: Die Gitarren wie immer hochgeschnallt, mit erstklassigen Metal-Skills ausgestattet, und der zweite Gitarrist hat auch gleich ein RUSH-T-Shirt an. Prog-Polit-Punk. Ich hatte sie auf der Bühne prolliger in Erinnerung, wahrscheinlich durch die ärmellosen Shirts und weil Chris Hannah sonst immer dieses halbbenetzte Basecap anhatte, ohne sieht er sogar ganz schnieke aus. Diese Metal-Zitate, die muckermäßigen Läufe – das dürfen nur PROPAGANDHI. Genau wie die gestählten Oberarme und die harten Posen – das dürfen nur Bands, die dann gegen „sexists, racists, homophobes“ singen und ein Lied schrieben, das „Refusing to be a Man“ hieß. Und sie spielen mit voller Energie Songs von den letzten beiden Alben „Supporting Caste“ und „Potemkin City Limits“, gehen dann wirklich in eine Art Best-of über, spaßige und politische Ansagen inklusive. Sogar „Haille Sellasse, Up Your Ass“ wird rausgekramt (“…a song we wrote when we were 19, but it’s still true”) und umjubelt. Preaching to the converted? Ein etwas komisches Gefühl bekommt man doch, wenn hundert Deutsche die Faust recken und „fuck Zionism“ mitsingen. Richtig, linke Israelis würden das auch mitsingen, und der nächste Song ist gleich der mit der Faust gegen Hakenkreuze und Ku-Klux-Klan-Roben. Einige Dinge bleiben richtig, manche sind komplizierter. Ich erwische mich beim Mitgrölen von Texten, die ich gar nicht wirklich verstehe - obwohl ich viel mit dem Booklet neben dem CD-Player saß. Also doch egal, ob da gerade Junge-trifft-Mädchen gesungen wird oder „this system can not be reformed“? Nein. Es gibt die Energie und das Bewusstsein, dass es hier nicht nur um Musik geht. Ein inspirierender Abend.