skeptiker_2009_204.jpgPogomütze entgegen jeder Physik!
 

Berlin / 12.12.2009 / SO36: Nachdem die neue Scheibe von DIE SKEPTIKER am 2.10.2009 veröffentlicht wurde, war es jetzt endlich an der Zeit, das Album gebührend zu feiern. So lud die Band, zusammen mit BETONTOD und zwei weiteren Combos an einem Samstag ins SO36.

Die erste Band verpassten wir komplett, da wir noch unsere Mägen mit lecker Pizza stärken mussten (ohne gute Basis ist der schönste Abend verdorben). Leider konnte mir an diesem Abend auch keiner meiner Bekannten erzählen, wie FUSSGAS war, weil sie auch nicht gesehen hatten.


Bei der zweiten Band, ARBEITSLOSE BAUARBEITER, war der Saal schon gut gefüllt, schätzungsweise knapp dreiviertelvoll. Das Publikum war bunt gemischt, wobei die ältere Garde überwog. Es waren kaum sehr junge Leute im da, sondern eher die etwas älteren Fans von BETONTOD und natürlich die Fans von DIE SKEPTIKER, die teilweise auch schon über 40 sind, und diese Band seit Anbeginn kennen. Kinder, da gab es noch die DDR und da waren Bands wie DIE SKEPTIKER jedem Parteifunktionär ein Dorn im Auge! Manchmal kommt einem das so weit weg vor, dabei sind es "erst" 20 Jahre.

l_252ddf66b6494b3bbaea70df419b6a2b.jpgDIE ARBEITSLOSEN BAUARBEITER sind eine Band für die Nachwendegeneration. Die Jungs spielen Poppunk wie einst SPN-X. Musikalisch ist das mittlerweile nicht übel, aber insgesamt ist mir die Band suspekt, weil sie zu sehr auf Krampf auf Party machen. Und wer "Auswärtsspiel" von den TOTEN HOSEN covert, diesem Song aber keine neue Kraft geben kann, sollte das einfach bleiben lassen.

So unterhielten wir uns lieber auf dem Gang zwischen Einlass und Saal. Während wir dort standen und warteten, dass die Band aufhört, kamen immer mehr Leute raus und von der anderen Seite, dem Einlass, kamen neue Leute rein. Es versprach, richtig voll zu werden.

Als keine lauten Töne mehr aus dem Saal erklangen, gingen wir rein und  warteten auf BETONTOD. Vorne wurde es standesgemäß richtig voll und eng. Die Stimmung war sehr gut. Man wollte eine gemeinsame Party feiern, was den ganzen Abend über auch ordentlich gelang.

09113_presse06.jpgAls BETONTOD die Bühne betraten, ging ein Ruck durch das Publikum. Als die ersten Töne angeschlagen wurden, startete vorne ein großer, aber fairer Pogo. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Stagediver die Bühne enterten und sich wagemutig ins Publikum warfen. Manche Landungen sahen sehr unsanft aus, aber soweit ich das mitbekommen habe, passierte nix.

Besonders ein Diver war immer wieder zu sehen, der mit freiem Oberkörper und grünem Käppchen, welches über und über mit Buttons zugenäht war, zu den fleißigsten Springern gehörte. Die Mütze blieb immer auf dem Kopf, entgegen jeder Physik. BETONTOD spielten ein wirklich gutes Set. Die Fans sangen sowieso alles mit und drehten durch, aber auch mir gefiel es und ich zähle mich nicht zu den Fans der Band. Eine gute dreiviertel Stunde später war die Combo aus Rheinberg fertig.

Das jüngere Publikum ging glücklich nach Hause oder nach hinten an die Bar, um zu verschnaufen. Die ältere Garde bahnte sich langsam einen Weg nach vorne.


609241725_l.jpgAuch ich war grad auf dem Weg nach vorne, als DIE SKEPTIKER begannen. Ich war von den ersten Songs fast gelähmt. Ein wirklich klasse Sound kam da aus den Boxen. Der Lichtmensch hätte seine Arbeit auch nicht besser können. Ein perfekter Rahmen für eine Band, die auf der Bühne alles gab. Sänger Eugen war die Freude aus jeder Pore anzusehen. Die Stimmung war fantastisch. Jeder Song wurde vom Publikum genossen, mitgesungen und es wurde eifrig das Tanzbein geschwungen.

Ihr druckvoller Deutschpunk, der aufgrund des besonderen Gesangs von Eugen einen völlig eigenen, einnehmenden Stil hat, wusste an diesem Abend wieder mal zu fesseln. DIE SKEPTIKER paaren musikalisches Können mit radikalen, persönlichen und manchmal auch metaphorischen Texten, wie kaum eine andere deutsche Punkband. Die neuen Songs knüpfen musikalisch an die "Dada in Berlin" an. Lebenserfahrung trifft hier auf Kampfeswille. Unrecht wird aufgezeigt und die daraus entstehende persönliche Situation dargestellt. Die neuen Songs live zu hören war klasse. Und die alten Songs, die sie spielten, sowieso. 

 
Es war ein faszinierendes und grandioses Konzert der Band aus Berlin, DIE SKEPTIKER werden immer besser! Betrachtet man das Alter von Sänger Eugen und Gitarrist Tom Schwoll, ist es um so faszinierender, was die Beiden auf der Bühne leisten. Dagegen können viele junge Bands einpacken.

Spätestens 2010 wird man sich auf dem Straßenfest "20 Jahre Mainzer Straße" wieder sehen!