no_exit.jpgPunkrock im familiären Rahmen

 

Berlin / 3.2.2008 im Wild At Heart: Nach langer Zeit war es an diesem Abend endlich soweit: NO EXIT aus Berlin sollten mit der ungarischen Punkband AURORA im Kreuzberger Wild at Heart spielen. NO EXIT hatten sich letztes Jahr sehr rar gemacht, was am Ausstieg von Schlagzeuger Lars lag. Kurz vor Ende der Aufnahmen für die neue Scheibe stieg er aus. So musste die Band nicht nur einen neuen Drummer suchen, sondern auch den Erscheinungstermin der neuen Scheibe auf 2008 verschieben.


Das Konzert im Wild at Heart war somit das erste Konzert seit langer Zeit für die Band.

Bevor es ins Wild at Heart ging, war erst mal Essen angesagt. Und wo speist der geneigte Punker am liebsten? Natürlich gleich neben dem Club! Wie gut, dass es das Tiki Heart gibt. Leckeres Essen und faire Preise zeichnen den Laden aus und machen ihn zu einem Treffpunkt für Punks und Rock’n´Roller aus dem In– und Ausland.

Als ich danach das Wild at Heart betrat, wusste ich sofort, dass es ein gemütlicher Abend werden würde. Das Konzert fand zwar an einem Sonntag statt, aber der nächste Tag war ein Feiertag. Trotzdem kamen nicht viele Leute ins Wild at Heart. Die Band fing gegen halb elf vor vielleicht 70 Fans an, wobei „Fans" hier ist durchaus wörtlich zu nehmen ist. Vorne feierte eine Gang von Jungpunks tierisch ab, während sich die älteren Semester weiter hinten amüsierten. Die Stimmung war sehr gut. Dies übertrug sich auf die Band, die Gas gab und zeigte, dass sie mit dem neuen Drummer gut eingespielt ist. Die Songs klangen frisch und waren sogar schneller als früher. Musikalisch niemals dem einfachen Deutschpunk zugehörig, schaffen es NO EXIT seit Anbeginn der Bandgeschichte, persönliche und sozialkritische Texte in melodiösen, gitarrenlastigen Sound zu packen. Die Stimme von Sänger Rio ist genauso rau wie die Realität. Dadurch bekommen die Songs die Härte, die sie brauchen.

NO EXIT stellten sogar einige neue Songs vor, die gut ankamen. Mit ihnen geht die Band konsequent ihren Weg weiter. Wie sagte Sänger Rio an diesem Abend zu mir: "Guter Punkrock muss nicht schlecht gespielt sein". Nach einer kurzen Zugabe machten sie nach gut 40 Minuten Platz für die Kultpunkband aus Ungarn, AURORA.

AURORA setzten da an, wo NO EXIT aufgehört hatten. AURORA existieren seit 1982. Es gab sie also schon, als Ungarn weder demokratisch noch westlich offen war. Bis heute macht die Band einen sympathischen und authentischen Eindruck. Musikalisch sind sie druckvoll und variantenreich, was mir sehr gefällt. Die wohl bekannteste Punkband Ungarns spielte eine gute Stunde einen Mix aus neuen und alten Songs. Allerdings hätten sie es verdient, vor einem größeren Publikum zu spielen. So bleibt zu sagen, dass die, die nicht da waren, zwei sehr gute Punkbands verpasst haben.


Tip:

AURORA CD-Track und Interview in WAHRSCHAUER #35.

NO EXIT CD-Track und Interview in WAHRSCHAUER #39 + #47