pipesSt. Patricks Day an einem Samstag!

 

K17, Berlin, 17.03.2012: Das muss gefeiert werden! Aus diesem Grund zog es uns nach vielen Jahren mal wieder ins Berliner K17. Das letzte Mal war ich zu PÖBEL & GESOCKS dort, als sie zur Weihnachtszeit spielten. Viel hat sich nicht verändert – außer, dass die Bar aus dem Bühnenbereich verschwunden ist und hinter dem Saal untergebracht wurde. Ein schicker Raum mit ein paar Sitzgelegenheiten, schön dunkel, wie der ganze Club. Soll aber auch so sein, ist das K17 doch die Dark-Institution überhaupt in Berlin.

 

An diesem Abend waren PIPES & PINTS, AULD CORN BRIGADE und weitere Gäste angekündigt. Letztere schenke ich mir mal: Eine nicht erwähnenswerte Band, die nicht erwähnenswerte Musik machte und zum Abend thematisch passte wie Fanta zu Whisky. Und überhaupt, der Whisky: Die Bar hatte ein paar davon, aber trotz des Anlasses

gab es als einziges Special Kilkenny aus der Flasche. Hätte man besser machen können, zumal eine Menge Zapfhähne bereitstanden. Naja, wir waren schließlich nicht (nur) zum trinken da, sondern auch, um einen schönen Abend mit zwei Folkpunkbands zu verbringen.

 

 

Als AULD CORN BRIGADE anfingen, war allerdings ein ziemlicher Totentanz im schwarzen Konzertraum im Gange: Nur 100 Leute standen in einem für 400 Menschen vorgesehenen, dazu noch recht quadratischen Raum. Einfach zu wenig, um Stimmung zu erzeugen. Die Band aus Nordhausen gab sich Mühe, ein paar Leute zu begeistern und zum tanzen zu animieren. Die Texte waren zumindest standesgemäß und handelten über Irland, dessen Kampf um Unabhängigkeit und bekannte Volkshelden. Die Stimme der Sängerin machte einen ordentlichen Eindruck. Das, was ihre Mitmusiker fabrizierten, kam auch nicht von schlechten Eltern. Mit Banjo, Flöte und Geige waren auch typische Folkinstrumente vertreten, die den Songs einen eigenständigen Sound gaben. Handwerklich war das alles ganz okay, aber mehr auch nicht. Wer ein paar Bands aus dem Genre kennt, wird bei AULD CORN BRIGADE nichts Neues entdecken. Nach einer halben Stunde wurde die Band zunehmend langweiliger, obwohl sie weiterhin versuchte, beim Publikum zu punkten. Rein optisch versuchten sie das ebenfalls, waren sie doch fast alle in schwarz-grün gekleidet – den traditionellen Farben des St. Patricks Day. Eine solche Uniformierung spricht mich jedoch selten an. Außerdem war das einfach zu viel des Guten: Hier wollte man unbedingt gewisse Klischees erfüllen, was auch zur Musik passte.

 

Das klingt bisher nach einem mittelmäßigen Abend in einem leeren Club. Aber die Band, die nach den Nordhausenern die Bühne betrat, war sicherlich für den Großteil der ca. 150 Anwesenden der Grund, Eintritt zu zahlen: PIPES & PINTS aus Prag, wieder in alter Besetzung, waren als Hauptband angekündigt. Bisher habe ich die Band immer nur in Kreuzberg, meist im Wild at Heart gesehen, wo sie mich schlichtweg umgehauen hat. Die Tschechen gehen punkiger als DROPKICK MURPHYS und rotziger als THE REAL MCKENZIES zu Werke. Dazu bringen sie eine Energie auf der Bühne, die Ihresgleichen sucht. Insbesondere Sänger Syco Mike ist eine pure Augenweide. Durchtrainiert, voller Tattoos und mit einer Innbrunst bei der Sache, dass einem ganz warm uns Herz wird.

 

Warm wurde es dann tatsächlich – alle fingen an, zu tanzen. Jeder, der ein Shirt der Band anhatte, sang mit. Die Gruppe eröffnete ihr Set mit dem instrumentalen Intro „The Geal“. Danach sprang Syko auf die Bühne und das Gaspedal verschwand förmlich im Fahrzeugboden. Die mannshohe Bühne im K17 verhinderte leider den engen Publikumskontakt. So musste sich die Band bücken, um mit dem Publikum gemeinsam zu singen. Für Syko war das kein Problem und dem Publikum fiel es auch nicht schwer, im halbvollen Club bis nach vorne zu drängen und enthusiastisch mitzusingen. Die Band zockte fast ihr komplettes Album „Until We Die“. Bei den letzten Liedern sprang sogar die Hälfte der Musiker runter zum Publikum und tanzte mit. Die Kerls fühlen sich eben unter ihren Fans am wohlsten – sie wollen den engen Publikumskontakt nicht nur, sie brauchen ihn! Natürlich kam keine vergleichbar intensive Stimmung wie im Wild at Heart auf, aber die Tschechen zeigten, dass sie in einer ganz anderen Liga spielen als die beiden Combos, die zuvor auf der Bühne standen. Perfektes Zusammenspiel und Power verpackt in mitreißende Songs.


 

Ohne Zugaben war nach gut 50 Minuten Schluss und pünktlich zum Discobeginn gingen die Lichter an. Der Zauber des Konzerts wurde dadurch zwar ein bisschen getötet, aber dieser Abend gehörte den Jungs aus Prag und war den Eintritt voll und ganz wert. PIPES & PINTS sind die Folkpunkband der Stunde. Keine andere Combo verbindet Punkrock, Rotzigkeit und Dudelsack so gekonnt.