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„Wir wollten ja mal mit Pferden auf die Bühne kommen, aber das ist nicht erlaubt.“

reiterBereits seit 1995 stürmen die APOKALYPTISCHEN REITER die großen und kleinen Bühnen. Einem eindeutigen Stil sind sie nicht zuzuordnen, zu vielseitig und selten ist der Sound der Thüringer, die als Melodic-Death-Metal-Band begannen und inzwischen Elemente von Folk und verschiedenen Stilrichtungen in ihren metallischen Sound aufgenommen haben. Neben tiefgründigen und aussagekräftigen deutschen Texten sind auch ihre aufwändigen Liveshows ein Markenzeichen der Crossoverband. Im Rahmen der Eisheiligen Nacht nahmen sich Sänger Fuchs und Bassist Volkmar Zeit, um mit uns über das nächste Album, Wacken und die Texte zu sprechen.

WAHRSCHAUER: Euer letztes Album „Moral und Wahnsinn“ erschien im Februar 2011. Arbeitet ihr bereits an einem neuen Album und wenn ja, wann können die Fans damit rechnen?

Volkmar: 2013 schaffen wir es nicht, das ist schon mal eine ganz klare Aussage.

Fuchs: Aber ja, in Arbeit ist es schon. Wir spielen zurzeit auch wenige Shows, also ist Zeit da, um zu komponieren.

W: Diesen Sommer seid ihr wieder in Wacken. Ist das für euch, trotz der Tatsache, dass ihr schon sehr oft dort gespielt habt, immer noch ein ganz besonderes Highlight? Was macht das Wacken Open Air eurer Meinung nach aus?

F: Ja, es ist immer etwas Besonderes, weil es in unserem „eingefassten Genre“, sage ich mal, das größte Festival ist. Riesig!

V: Du weißt einfach, du wirst in diesem Jahr nicht vor mehr Leuten spielen, hast eine riesige Bühne und dementsprechend ist dann natürlich auch alles fokussiert auf diese Show. Man überlegt, was man dann macht, und hat die und die und die Idee.

F: Wir wollten ja mal mit Pferden auf die Bühne kommen, aber das ist nicht erlaubt. Eigentlich würde das ja passen…

V: Wir wollten sogar schon mal Tauben starten lassen. Ich hatte ein paar Taubenzüchter angeschrieben, denen war das dann aber tatsächlich zu heiß. Mit Rockmusik und Schall und laut, da hatten die echt ein riesiges Problem mit.

W: Tiefgründige Texte stehen bei euch ja oft im Vordergrund. Diese werden von Fuchs geschrieben. Inwiefern geben die Texte die Ansichten der gesamten Band wieder?

F: Es ist mir schon wichtig, dass sich die Band mit den Texten identifizieren kann, zumindest zu einem gewissen Teil. Es kann nicht sein, dass sich einer unwohl fühlt und denkt: „Was ist das denn für eine Scheiße?“ Man umgibt sich ja mit Leuten, die ein ähnliches Bewusstsein haben wie man selbst; es würde zum Beispiel kein Nazi in der Band spielen.

W: Auf euren Konzerten spielt Pogo eine große Rolle. Wie steht ihr zu Fans, denen die Inhalte und Texte eurer Lieder egal sind und die einfach nur zu der Musik abgehen wollen?

F: Der Inhalt ist natürlich wichtig, aber was erwartet jemand, der auf ein Konzert geht? Konzert bedeutet Freunde treffen, trinken, durchdrehen. Dafür ist es da. Es ist schön, wenn es bei den Leuten ankommt und wenn sie die Lieder mitsingen, dann hofft man, dass es irgendwie eingegangen ist. Aber wenn du zu einer Band gehst, die nur Politik macht, kann es auch schnell mal überschwappen oder anstrengend werden. Das ist immer so eine Gratwanderung.

V: Das Programm ist jetzt auch so angelegt. Es gibt die Nummern, bei denen du abgehst, und dann hast du auch die Nummern dabei, bei denen der Text eben mehr in den Vordergrund tritt. Das ist dann natürlich auch emotionaler - wenn viele Menschen in dem Moment etwas Ähnliches fühlen. Ich denke einfach, dass man auf einem Konzert diese Balance hinbekommen muss.

W: Der WAHRSCHAUER feiert 25jähriges Jubiläum. War euch das Magazin schon vor diesem Interview bekannt?

V: Ich kannte es, weil ich manchmal in Zeitungsläden Musikmagazine wahllos durchblättere, und ich habe es schon ein paar Mal in der Hand gehabt. Ich habe den WAHRSCHAUER so hauptsächlich in die Punk/Hardcore-Ecke eingeordnet.

W: Könnt ihr euch noch erinnern, was ihr 1988, dem Jahr unserer Erstausgabe, gemacht habt, beziehungsweise was an diesem Sommer besonders war?

F: Ich war noch in der Sportschule, zu DDR-Zeiten, und habe fürs Vaterland trainiert. (lacht) Aber es war eigentlich eine gute Zeit. Eine offene, freie und wilde Zeit. Der Druck des DDR-Regimes lockerte sich schon ein bisschen, es gab die ersten Demos. Das war fetzig, sich mal Luft zu machen. Da stand dann auch der Punk neben dem Uni-Professor, oder so, das war relativ gleich und alle wollten dasselbe: freier sein. Das war gut und am Anfang ging es ja auch nicht mal um die Wiedervereinigung oder ,ich sage mal, um Bananen. Das kam ja dann erst später, die Annexion aus dem Westen. Am Anfang ging es um ganz politische Themen, also Bürgerrechtler, die im Wollpulli auf einmal im Fernsehen ihre Meinung kundtun durften, die vorher sofort in den Bau gegangen wären.

W: Habt ihr zum Abschluss noch ein paar Worte an die Fans?

V: Wir, die REITER, sind ja bekannt dafür, dass wir zwischen vielen Stühlen sitzen, deswegen sind wir jetzt auch in euer Magazin reingerutscht. Wir können alle Fans nur einladen, sich das mal live anzugucken. Bei uns gibt es schnelle Beats, faire Merchandisepreise und ganz viel Pogo. (lacht)