inerstate_5.jpg„Schlag die Zeit tot und breit, du wirst sehen, dass DU stirbst und SIE bleibt!“

Berlin/29.9.2008: Bevor wir über Musik sprechen, schauen wir doch mal etwas hinter die Kulissen. Bei INTERSTATE 5 zupfen, schrammeln und trommeln etablierte Musiker der Bands TRAUMA, der tollen D.H. aus Leipzig und der Geraer Punkband VERBRANNTE ERDE. Und wenn man schon immer mal wissen wollte, wie es sich so anhört, wenn diese Bands ineinander und miteinander verschmelzen, hat man den Sound von INTERSTATE 5. Fertig. Das war einfach!
Nun ja, und so einfach ist es eben doch nicht. Also weiter: Man balanciert „im Erklärton“ zwischen Rock, Pop, ansprechenden Indie, einem Schuss Wave, etwas Post und natürlich Punk. Dabei verlaufen die Grenzen fließend, was wohl auch der Grund dafür ist, dass dieses Album eine äußerst angenehmen und runde Sache ist. Alle neun INTERSTATE 5 – Stücke sind länger als 3 Minuten und kommen auch schon mal an die 5 Minuten-Marke heran. Obwohl auch hier immer mit der „Strophe-Refrain Struktur“ gearbeitet wird, wobei sich die Refrains aller Stücken mit hoch melodisch und eingängig beschrieben lassen, werden die Songs darüber hinaus instrumental vervollständigt, wodurch die Songs zwar an Länge gewinnen, aber gleichzeitig kurzweiliger werden. Dies geschieht auf unterschiedlicher Weise. Mal dezent durch verspielte Gitarren und mal etwas kräftiger durch einzelne Riffs.
Mir persönlich gefallen INTERSTATE 5 am besten, wenn es (wie sollte es anders sein) etwas punkiger daher geht. Also bei vollen Akkorden und treibendem Schlagzeug. Auf der anderen Seite schaffen sie es aber auch, Gänsehaut zu erzeugen durch einen untrüglichen Pathos. Nämlich wenn durch dezenter Instrumentierung und ergreifender Gesangsmelodie Texte wie „Kullerrunde Augen starren mich an, als ob irgendwas in Dir was es schon weiß nicht fassen kann.“ zu hören sind.
Generell wird sich textlich auf dem Album keine Blöße gegeben und man bewegt sich immer auf der Ebene, die sich fern der lyrischen Mittellosigkeit befindet. Mitunter als gewöhnungsbedürftig könnten hierbei die temporär erreichten hohen Tonlagen des Sängers erscheinen, aber das ist ja immer sehr subjektiv - was Plattenkritiken ja sonst nie sind...grins.
Als typisches Phänomen des Albums kann man folgendes beschreiben: Gerade die Kopfhörer abgesetzt, auf dem Weg in die Bar, wo man sich dabei ertappt, wie man unbewusst die Melodien der Songs vor sich her pfeift, summt oder sogar einen Refrain singt. Und das ist auch ein schöner Übergang zu dem ersten Satz, der für diese Review von mir geschrieben wurde und nun den Abschluss bildet. „Schlag die Zeit tot und breit, du wirst sehen, dass DU stirbst und SIE bleibt!“ singen INTERSTATE 5 – und indem du dich mit dieser CD auseinandersetzt, brauchst du keine Zeit mehr zum Totschlagen - UND: du kannst nicht verlieren dabei!

(Rookie Records / Cargo Records – 26.9.2008)