4promilleDie Zeiten ändern sich! Dich, mich, Dein Leben und manchmal auch die Richtung, in die Du segelst. Das ist bei 4 PROMILLE nicht anders. In den 90ern startete die Band und spielte sich mit ihrem Oi!-Sound schnell in die Herzen der dazugehörigen Szene. 'Wir sind die Jungs von nebenan, BOOTS & BRACES, denkt immer dran!' sangen die 3 Skins und das Skinheadgirl und spätestens seit der Veröffentlichung „Im nächsten Leben“ punkteten sie mit ihrem Stil aus flotten Melodien, Texten und dem nötigen Schmiss, allerdings nie in dem Maße, dass man eben angesprochene Melodik gegen Aggressivität eintauschte.

Die Dinge liefen mehr als rund, das kann und darf man so sagen. Dann, für viele verwundernd, das jähe Ende der Band im Jahre 2007. Und danach? Stille. Erst mal. Denn 2011 folgte überraschend ein einziger Festivalauftritt vor vollem Haus. Kurz darauf die Meldung, dass man die Band wieder zurück ins Leben rufen würde. Und da ist sie dann wieder, die Sache mit der Veränderung, denn zweifelsohne sind die Musiker nicht nur mehr optisch nicht mehr das, was man zu Düsseldorfer Oi!Oi!Oi!-Tagen war. 4 PROMILLE selbst sehen es gelassen: „Die Band wuchs aus den 90ern. Zunächst verankert in der damaligen Oi!-Szene, ging viel Zeit und Veränderung ins Land. Veränderung kommt nicht immer gut an, bedeutet für uns aber Inspiration und Weiterentwicklung und ist der Grund überhaupt Musik zu machen. Uns geht es gut damit.“ Da passt der Opener des neuen Albums „Vinyl“ mit dem Titel „Frischer Wind“ also mehr als genau. Tatsächlich wird das Deck in diesem Song frisch gekehrt und der Kahn zu Wasser gelassen. Die Kritiker fragen sich schnell, ob so ein Comeback sein muss. Sänger Thomas hat die passende Antwort: „Ein Comeback, das nur zur Folge hat, dass man mit den alten Gassenhauern von Festival zu Festival zieht, wäre für uns keine Option gewesen. Das hat zum einen immer einen faden Beigeschmack und würde uns ziemlich schnell langweilen. Außerdem haben wir viele neue Ideen, die einfach raus müssen.“ Und was ist mit dem Band-internen Spaßfaktor? Eher Segeln auf hoher See oder doch nur Schippern im modrigen Tümpel? Thomas ist sich sicher: „Wenn ich darüber nachdenke, wie viel Spaß wir jetzt während der Proben und den Aufnahmen im Studio hatten und was wir in der Zeit alles dazu gelernt haben, dann kann ich nur sagen, dass sich diese Entscheidung wirklich gelohnt hat.“

Tatsächlich, auch wenn 4 PROMILLE Neues wagen, eines kann man ihnen nicht absprechen: den hörbaren Spaß und die Überzeugung am eigenen Schaffen. Und die Einflüsse? Über die reden Musiker selten gerne. Auch hier reagiert die Band freundlich aber bestimmt, wenn man anmerkt, dass „Vinyl“ einen persönlich optisch wie auch musikalisch sowie mit der „neuen Ausrichtung“ etwas an die lokalen Musikerkollegen, die BROILERS (mit denen man auch kürzlich auf Tour mitgenommen wurde) erinnert, wenn ein Stück wie „Schatten und Licht“ die Nadel des heimischen Plattenspielers küsst.

Alles Zufall? Thomas kontert: „Sollte es da tatsächlich Ähnlichkeiten geben, sind diese allenfalls zufällig. Ich persönlich finde das allerdings überhaupt nicht. Mich würde interessieren, an welches Lied du hierbei denkst. Melodie und Text gehen hierbei zu 95% auf Martins Kappe und der kommt musikalisch aus einer ganz anderen Richtung. Das Lied war auch schon lange vor dem letzten BROILERS-Release im Kasten.“ Und doch, eine Überschneidung zur Düsseldorfer „Konkurrenz“ gibt / gab es, als die BROILERS kürzlich die Band fragten, ob sie nicht mit ihnen die Bühne teilen würden. Vom Club-Gig raus auf die großen Bühnen und in die vollen Hallen, da bleibt zum Luftholen kaum Zeit, findet auch Thomas: „Die BROILERS-Support-Shows waren natürlich ein riesiges Highlight in unserer Historie. Zum einen hat es uns riesig gefreut, dass die Jungs und Ines an uns und die anderen Supportbands gedacht haben und zum anderen war es natürlich ein großartiges Abenteuer einmal in diesem Zirkus mitmischen zu dürfen. Da läuft natürlich einiges anders, als wir das von unseren Shows so gewohnt sind. Die ganze Organisation; die hinter so einer Veranstaltung steckt, ist schon enorm. Da war manches Mal Disziplin gefragt. Für uns natürlich kein Problem, hüstel ... Kurz gesagt, es war eine großartige Erfahrung für uns, vor so vielen Menschen auf so großen Bühnen zu stehen.“

Leider gibt es auch manchmal unerfreuliche Dinge zu erleben. So mussten sich 4 PROMILLE in jüngster Vergangenheit auch Vorwürfen politischer Natur ausgesetzt sehen, als es um die Teilnahme am musikalischen Rahmenprogramm des Hamburger Hafengeburtstages ging. Die Band selbst äußerte sich, anders als manch andere, offen und vor allem glaubhaft dazu: „Leben ist nicht immer einfach. Wir sind zuweilen sarkastisch und böse, schmutzig und laut, legen nicht jedes Wort auf die Goldwaage und auch wir sind Menschen die Fehler machen, doch wir hoffen daraus zu lernen. Wer uns kennt, weiß wie wir ticken. Wir sind überzeugte Antirassisten. Wir lieben die Toleranz und sind für Demokratie.“ Nun kommen wir langsam in der Gegenwart an und fragen uns, wie es nun weiter geht, nach all den Windungen, Neuerungen und Geschehnissen der letzten Zeit. Und ich denke kurz nochmal an „früher“ zurück, als ich die Band das erste Mal auf einer 7“ Vinyl Platte gehört habe: 'Wir sind die Jungs von nebenan, BOOTS & BRACES, denkt immer dran'. Die Zeiten sind um, was erwartet uns bei 4 PROMILLE „reloaded“ anno 2014 für die Zukunft?

Thomas meint: „Sind diese Zeiten wirklich um? Ich weiß es nicht. Das hieße ja, wir würden alles abschütteln; was hinter uns liegt und damit viele liebe Menschen, Freunde, Fans und Supporter hinter uns lassen und vergessen. Das werden wir keinesfalls.' Also doch alles wie immer und doch irgendwie wie früher? 'Natürlich haben sich die Zeiten geändert und auch wir haben uns verändert, wir wissen aber trotzdem, wo wir herkommen und dass wir es eben diesen Jungs und Mädels von nebenan verdanken, dass wir heute immer noch Musik machen können. Das heißt aber nicht, dass wir die Augen und Ohren vor Neuem, Unbekanntem verschließen, und wir werden auch in Zukunft Dinge ausprobieren und neue Einflüsse in unserer Musik zulassen. Wer weiß, vielleicht kommt in den nächsten Jahren das dreckigste Punkrock-Album aller Zeiten dabei heraus. Und wenn uns die Jungs und Mädels von nebenan in Boots & Braces auf diesem Weg begleiten, würde uns das unheimlich freuen.“

Man darf also gespannt sein wie es weiter geht. Lust & Laune scheint jedenfalls in Düsseldorf zur Genüge vorhanden!

 

Bezirk 7-Markus