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sarrazin_goebbels_screenshotSarrazins Problem mit der Intelligenz –  oder: ein Mann schafft sich ab!

Berlin / 30.8.2010:
Deutschlands bekannteste Provokationshackfresse hat ein Buch geschrieben: „Deutschland schafft sich ab. Wie wir unser Land aufs Spiel setzen“. Wir müssen das zur Kenntnis nehmen. Viel sollte dazu nicht gesagt werden, denn es ist eine offensichtliche Ausdehnung seines Lettre-International-Interviews auf 464 Seiten. An dieser Stelle sei auf unseren damaligen Online-Artikel verwiesen. Trotzdem möchten wir einen kurzen Spot auf die neuen Äußerungen werfen. Sarrazins Aufritt beim Tagesspiegel-Interview:

 

Sie führen die Verdummung der Gesellschaft darauf zurück, dass Intelligenz vererbbar sei.

Sarrazin: Eben nicht. Da bringen Sie etwas durcheinander.

Sie sagen, dass Intelligenz vererbbar ist.

Sarrazin: Das ist richtig.

Und Sie sagen, dass – weil die Besten und Klügsten weniger Kinder bekommen – die Intelligenz immer weniger vererbt wird. Und die Besten und Klügsten finden sich in Ihrem Buch nicht in der Unterschicht und nicht unter Muslimen.

Sarrazin: Wissenschaftlich belegt ist, dass Intelligenz zu 50 bis 80 Prozent vererbbar ist. Damit ist das, was ich sage, eine Folge einfacher logischer Analyse: Wenn die im Durchschnitt weniger Intelligenten eine höhere Fertilität haben, sinkt die Durchschnittsintelligenz der Population.

 

Nachdem Sarrazin kurz an die Kernthese seines Buches erinnert wurde, fiel sie ihm auch wieder ein: „Intelligenz ist erblich“. Umstritten ist in der Wissenschaft bereits die Definition von Intelligenz. Gibt es nur eine Intelligenz oder mehrere? (Am Fall Sarrazin drängt sich außerdem die Frage auf: Schützt Intelligenz vor dummen Aussagen oder Handlungen? Und wenn nicht, was ist sie am Ende überhaupt wert?)

Aber ok, gehen wir einmal davon aus, dass die Definition von Intelligenz unumstritten ist. Selbst dann ist Sarrazin ungenau, denn erblich ist Intelligenz in erster Linie durch kulturelle und soziologische Faktoren. Das ist relativ unumstritten. Meint er aber nicht. Denn diese Faktoren wären durch eine entsprechende Integrations- und Bildungspolitik beeinflussbar und seine Thesen wären nicht mehr die Aufregung wert. Nein, Hobbybiologe Sarrazin verengt vorsätzlich die Faktoren für eine Vererbung von Intelligenz allein auf die Gene. „Er will eine völlig neue politische Debatte auslösen, die im Kern biologisch und nicht kulturell argumentiert.“ (Frank Schirrmacher in der FAZ, 29.8.2010). Deshalb muss Sarrazin den biologischen Einfluss entgegen des wissenschaftlichen Sachstands als maßgeblich darstellen. Eine kurze Recherche bei anderen Quellen ergibt aber bereits folgendes: „Für einige Gene konnte ein Zusammenhang mit der Intelligenzentwicklung nachgewiesen werden. Der Einfluss ist jedoch relativ gering, so dass die genetische Veranlagung keinesfalls als alleinige Erklärung für Intelligenzunterschiede ausreicht.“ (wikipedia). Oder: „Die Intelligenzentwicklung wird durch eine Wechselwirkung (!) von Erbanlagen und Umweltbedingungen bestimmt.“ (Meyers Großes Taschenlexikon 2006)

 

Sarrazins Formulierung, es sei wissenschaftlich belegt, dass Intelligenz zu 50 bis 80 Prozent vererbbar sei, ist ein argumentativer Taschenspielertrick. Richtig ist, dass dies wissenschaftlich vollkommen umstritten ist und deshalb eine Formulierung "zu 0 bis 80 Prozent" korrekter gewesen wäre, verbunden mit dem deutlichen Hinweis, dass der Rest der Intelligenz von den äußeren Rahmenbedingungen abhängt.


Die weiteren logischen Schlussfolgerungen, die er auf seiner bewußten Ungenauigkeit aufbaut, sind damit hinfällig. Sollten wir über diese Tatsache hinweg sehen und trotzdem an den dominierenden Einfluss der Gene bei der Vererbung von Intelligenz glauben, die in unterschiedlichen Volksgruppen eine unterschiedliche Ausprägung hat, dann sind wir Rassisten. In diesem Weltbild würde die Intelligenz eines Volkes nur noch durch politische Maßnahmen mit dem Ziel der „Rassenhygiene“ geschützt werden können. Spätestens an dieser Stelle muss sich jeder vor dem Hintergrund unserer Geschichte entscheiden, auf welcher Seite der Debatte er sich befindet! Der historische Hinweis sei erlaubt, dass auch die Deutschen während des Nationalsozialismus mehrheitlich davon ausgingen, dass die Rassenlehre auf sicherem wissenschaftlichem Fundament stand.


Selbst die von Sarrazin zitierte Psychologin Elsbeth Stern wiederspricht ihm öffentlich in einem Beitrag für DIE ZEIT: "Aus Erblichkeit und Fertilität im Dreisatz auf eine drohende Verdummung zu schließen, wie Thilo Sarrazin es tut, ist mit einer komplexen Anlage wie Intelligenz schlicht nicht möglich und ignoriert zudem die vielfältigen sozialen Einflüsse. (..) Es wird zu keinem Einbruch des Durchschnitts-IQ in Deutschland kommen, wenn Menschen, die sich in der unteren Hälfte der Intelligenzverteilung befinden, mehr Kinder haben."


Allein, es hilft nicht viel. Die große Mehrheit der deutschen Ureinwohner sind entweder nicht in der Lage das Problem differenziert zu betrachten oder sie sind bereits überzeugte Rassisten. Das ist beunruhigend und ist ein Ausdruck des bereits gesunkenen Bildungsniveaus der Gesamtbevölkerung. In einer Online-Umfrage der Financial Times hält eine satte Mehrheit von 53% Sarrazins Thesen für „gut und richtig“ (Stand 31.8.2010; 00:15 Uhr; 14.411 Stimmen). 90% von 2.000 Zuschriften von SPD-Parteimitgliedern setzen sich für Sarrazins Verbleib in der SPD ein. Eigentlich sollte es jedem vernünftigen Mensch klar machen, dass es verschenkte Zeit ist, mit einem Rassisten über tatsächlich vorhandene "Integrationsprobleme" zu diskutieren.


P.S.: Was Sarrazin noch nicht weiß: Eine französische Rap-Crew, hervorgegangen aus minderwertigen Intelligenzgenen und resistent gegen jedes Bildungsangebot, haben sich nach ihm benannt: