BAND: DIE KASSIERER
ALBUM:

LABEL: Teenage Rebel Records/Cargo Records - VÖ 24.09.2010
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Zuletzt aktualisiert am: 30. September 2010
Jahre ist es her, dass “Männer, Bomben, Satelliten“ das Licht der Welt erblickte. Das Album war eingängig, provokant und stellte bis dato das wahrscheinlich beste Album der KASSIERER dar. Nun kommt ihr neuer Schlag. Das Werk hört auf den Namen “Physik“ und beinhaltet 22 Tracks - da darf man sich natürlich schon fragen, ob der künstlerische Output so groß war oder ob auch ein paar Lückenfüller dabei sind. Der Anfang ist viel versprechend. Eine ältere Stimme teilt dem Hörer mit, dass die Geheimnisse der Galaxis hinter der Tapete versteckt sind. Danach begüßt einen Sänger Wölfi in verschiedensten Sprachen. Höflich sind sie ja, die Wattenscheider. Mit “Nieder mit der Arbeit“ stellt Wölfi nicht nur die Meinung derer dar, die Spaß am Nix-Tun haben, sondern zeigt auch auf, dass man immer Leute haben muss, die einen mitfinanzieren. Ja, warum auch nicht? Lasst doch die Leute, die malochen wollen, malochen. Das Leben hat mehr Sinn als nur arbeiten zu gehen. Sehr erfrischend, gerade in diesen Zeiten. Die Ansage zum nächsten Song haut mich dann fast vom Stuhl. Er hört auf den Namen “Ich fick dich durch die ganze Wohnung“. DIE KASSIERER und Sex, hier ist es wieder. Ist ein toller Song, im Übrigen. Sex geht auch außerhalb des Bettes. Was allerdings das “Beklopptenzimmer“ sein soll, müssen mir die Jungs noch mal erklären. Hätt mich aber auch nicht gewundert, wenn meine Eltern zu meinem Kinderzimmer gesagt hätten “Das Beklopptenzimmer muss mal wieder sauber gemacht werden“. Ein ganz toller Song: “Ich war ein Spinner“. Der Text handelt von einem, der früher provoziert und sich in Augen von vielen komisch verhalten hat, jetzt aber seriös ist. Ein bisschen findet sich dort bestimmt jeder wieder, der in jungen Jahren Punk mit Iro war, jetzt aber eine sichere Arbeit hat und sich über den Erfolg des Jobs identifiziert. Ja, so ergeht das vielen Leuten, wenn sie älter werden. Wenig später dann der wahre Satz: “Für die Aussicht auf Geschlechtsverkehr tun Männer fast alles“. Krass, wie einfach wir zu durchschauen sind. Warum dieser Satz den Song “Radioaktiv“ einleitet ist kaum zu deuten, aber irgendwas hat sich die Band sicher dabei gedacht. “Universum“ ist ein typischer, sympathischer und herrlich absurder Song, bei dem es sich um ein Hohelied über die Welt und den Alkohol an sich handelt. Live wird dieser Song bestimmt ordentlich abgefeiert werden. Mit “Mir ist alles piepe“ ist den KASSIERERN ein tolles Lied über die Leute gelungen, die immer so in den Tag hinein leben. Dieser Song baut einen auf und entspannt. Mitsingen kann man auch. Bis dahin ist das Album ordentlich, sehr abwechslungsreich und mit Humor gespickt. Die zweite Hälfte baut dann leider etwas ab. Einige Songs, die wirklich komisch sind, tummeln sich hier. Auch nach mehrmaligem Hören weiß ich nicht, ob DIE KASSIERER wirklich wissen was sie tun. Ihr Style erscheint mir manchmal wie dadaistischer Punkrock. Höhepunkte der zweiten Hälfte sind “Zitronenhai“, “Wirtshausschlägerei“ (frei nach dem Klassiker “In der Weihnachtsbäckerei“ ) und “Ich niese immer Scharlatan“. Es ist auch wieder ein Song von Georg Kreisler dabei, der insbesondere von Sänger Wölfi sehr geschätzt wird.  Mambo Kurt ist auch auf der CD vertreten sowie auch das einzige deutsche Zitterorchester - das sind Anspruch, Volkskunst und Unterhaltungsmusik auf engstem Raum. Man muss sich in “Physik“ auf jeden Fall reinhören. Mit jedem Durchlauf offenbart es einem etwas mehr von dem, was es ist: Ein großes Kunstwerk der mächtigen KASSIERE
Frank
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