BAND: GRINDERMAN
ALBUM:

LABEL: MUTE / Good To Go - VÖ 10.09.2010
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Zuletzt aktualisiert am: 12. Oktober 2010
Ein wahrer Workaholic, der gute Nick Cave. Das letzte NICK CAVE AND THE BAD SEEDS Album „Dig, Lazarus, Dig!!!“ erschien Anfang 2008. 2009 veröffentlichte Cave seinen zweiten Roman „Der Tod des Bunny Munro“ und Anfang 2010 wurde die Filmmusik zu „The Road“ veröffentlicht, die von Cave und Buddy Warren Ellis stammt. Jetzt gibt es das zweite Album von GRINDERMAN, dem „neuen“ Bandprojekt, bestehend aus Cave, Ellis, Martin Casey und Jim Sclavunos, zwei weiteren Mitgliedern der BAD SEEDS. Seit der Veröffentlichung des GRINDERMAN-Debuts im März 2007 sind dreieinhalb Jahre vergangen und es ist erstaunlich, wie vielseitig sich Cave und Mitstreiter nach all den Jahren musikalisch entwickeln. Die melancholisch-düstere Seite scheint mittlerweile überwiegend dem Bereich Filmmusik vorbehalten zu sein. Und während sich Cave und Co. bei GRINDERMAN Jam-Session-mäßig und improvisierend austoben, sind NICK CAVE AND THE BAD SEEDS erstaunlich eingängig geworden. „Dig, Lazarus, Dig!!!“ war ja regelrecht groovy und tanzbar geraten. Auf „Grinderman 2“ setzen GRINDERMAN ihren Weg als experimentelle BAD SEEDS-Fraktion fort und sind dabei noch wesentlich konsequenter in ihrer Abgrenzung zur Stamm-Band. Beim ersten GRINDERMAN-Album waren die meisten Stücke durchaus noch im BAD SEEDS Kontext vorstellbar. Bei „Grinderman 2“ ist das nur bei dem harmonisch-melodischen „Palaces Of Montezuma“ oder allenfalls noch bei „When My Baby Comes“ der Fall, der BAD SEEDS-typisch ruhig mit Streichern und akustischen Instrumenten beginnt, sich dann allerdings eruptiv in einen psychedelischen Progrock-Track verwandelt. Der Eröffnungssong „Mickey Mouse And The Goodbye Man“ ist ein unterschwellig aggressiv-knarziges Bluesstück, voller kaum zu bändigender Energie und mit rohen Ausbrüchen. Die Melodik von „Worm Tamer“ wird praktisch von instrumentellen Improvisationen zerstört und nur durch einen stoischen Rhythmus zusammengehalten. So wenig gefällig geht das weiter. Die erste Single „Heathen Child“ ist überwiegend reiner Rhythmus, mit laut aufheulenden E-Gitarren, tief-blubberndem Bass und Sprechgesang. „Kitchenette“ zeigt sich als ein Stromgitarrenblues, der etwas an LOU REED erinnert. Dabei hat Cave allerdings nichts von Reeds schnarchig-stoischem Gesangsstil, sondern heult eher wie ein Wolf. „Evil“ entpuppt sich als kakophonisch anmutender, treibender Postpunk-Song. Der psychedelische „Bellringer Blues“ hat den merkwürdig-interessanten Effekt eines leiernden Tonbands. Selbst der ruhige, akustische Lagerfeuersong „What I know“ verbreitet durch exzentrisch-schräge Hintergrundgeräusche einen leicht verstörenden David Lynch-Soundtrack-Touch. Nick Cave und Co. waren lange nicht so unvorhersehbar und spannend wie auf „Grinderman 2“.
Jo Neujahr
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