BAND: INTERPOL
ALBUM:

LABEL: Soft Limit / Cooperative Music / Universal - VÖ 03.09.2010
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Zuletzt aktualisiert am: 03. November 2010
INTERPOL bringen mit ihrem neuen, selbstbetitelten Album ihr bislang melancholischstes Werk heraus. Die ersten beiden Veröffentlichungen „Turn On The Bright Lights“ (2002) und „Antics“ (2004) waren schnell und Stakkato-Gitarren dominiert. Auf „Our Love To Admire“ (2007) änderten INTERPOL dann ihren Stil, nahmen etwas Tempo heraus und setzten mehr auf Atmosphärische als auf treibenden Gitarrensound, was sich etwas wie frühe THE SMITHS anhörte. Zwar standen auch hier die Gitarren durchaus im Vordergrund, wurden aber dramatischer eingesetzt und erinnerten manchmal eher an Film-Soundtrack-Klänge von ENNIO MORRICONE als an die markante Gitarrenarbeit von Johnny Marr (THE SMITHS). Diesen Weg hin zum tiefen und melancholischen gehen INTERPOL weiter. Die Gitarren sind immer noch vorhanden, stehen allerdings weniger im Focus als Paul Banks’ markantes Organ, das von Alan Moulder viel vordergründiger abgemischt wurde. Das erste Stück „Success“, das von der Kehrseite des Erfolgs handelt, beginnt gleich sehr düster - mit der Atmosphäre einer Abwärtsspirale. Das wehmütige „Memory Serves“ besticht vor allem durch seine dichte, Insektenschwarm-artige, flirrende Backgroundgitarrenwand. „Summer Well“ hat einen regelrecht swingenden Rhythmus und wunderbare Backgroundvocals. Die mitreißende Vorab-Single „Lights“ kommt als eine Art Westernsoundtrack daher und ist der einzige Track, in dem die Gitarre besonders im Vordergrund steht und der auch gut zum Vorgängeralbum „Our Love To Admire“ gepasst hätte. Das beschwörende „Barricade“ ist ein Song über die Probleme von Beziehungen, einerseits auf privater Ebene, andererseits auch als Stück über unsere Zivilisation interpretierbar. Die fünf weiteren Songs sind experimenteller, zerfaserter und haben ein weniger starkes Songstrukturkorsett. Die Stücke setzen stärker auf eine breite Songatmosphäre und erinnern teilweise etwas an Paul Banks’ Soloausflug als JULIAN PLENTI. Am stärksten haben mich von diesen Stücken die schwermütigsten Tracks „Try It On“, mit seinem ungewöhnlichen Triphop-Rhythmus und das fast requiemartig-traurige „All Of The Ways“ beeindruckt, das einen Stein zum Weinen bringen könnte. Glücklicherweise entlässt die Band einen nicht in dieser Stimmung und es folgt noch das fast sakral anmutende „The Undoing“, welches einen aus diesem Down erlöst.
Jo Neujahr
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