BAND: YOK
ALBUM:

LABEL: Ab Dafür Records / Eigenvertrieb VÖ: 10/2010
*
Zuletzt aktualisiert am: 29. Oktober 2010
YOK, vielen Leuten immer noch besser bekannt als revolutionärer Liedermacher “Quetschman“ oder als Mitglied der Theatergruppe REVOLTE SPRINGEN, ist wahrscheinlich einer der ganz wenigen linken Musiker, die seit vielen Jahren dabei sind und auch noch die Hausbesetzerszene von ihrer aktiven Seite kennen. Er macht seit Jahren Musik und Theater, ist umtriebig, an vielen Projekten beteiligt und behält dabei immer die Übersicht. Mit seinen Liedern gibt YOK Mut, zeigt aber auch auf, dass man heutzutage schwerlich nur schwarz und weiß sehen kann. Mit “Fake“ kommt nach der Veröffentlichung “Tschüß Gletscher“ (2009) seine nächste Scheibe raus. Schon daran merkt man, dass YOK trotz seines langjährigen Schaffens keineswegs weniger kreativ geworden ist. Ganz im Gegenteil: Ich muss sagen, dass die neue Scheibe besser ist als die letzte. Das liegt daran, dass YOK auf dieser CD wieder etwas mehr zu seinen Ursprüngen zurückkommt. Er singt und spielt seine Quetsche, mehr braucht es nicht, um zu begeistern. Zwischen den Songs hört man immer wieder Gesprächsfetzen von zwei Freundinnen um die 50, die sich nach langer Zeit mal wieder treffen. Eine arbeitet in der Werbeagentur, die andere ist immer noch im linksradikalen Spektrum aktiv. Viel Wahres über den Lebenswandel kommt da rüber. Die Stücke haben häufig das Problem, dass sie eine sehr große, umfassende Aussage haben, die man kaum in eine Review pressen kann, ohne dabei Wesentliches wegzulassen. Das spricht natürlich für YOK. Die Texte beschreiben häufig Alltagsbeobachtungen wie in “Tagesdämmerung“ (einer der besten Songs über den Berufsverkehr in Berlin), aber sie erklären auch, versuchen Zusammenhänge aufzudecken und wecken die politische Kampfeslust. Die Lieder geben Hoffnung, dass man auch im Alter links bleiben kann, ja links bleiben muss. Selbst im Altersheim darf man nicht vergessen, auf welcher Seite man steht, denn auch dort gibt es Sympathisanten. Gemeinsam singt man dann “Antifa Altersheim“, der Refrain exakt nach “Antifa Hooligan“ von LOS FASTIDIOS. Ein perfekter Song, der hoffentlich beim nächsten Liederabend im Pflegeheim gespielt wird, statt immer nur öde Schlager. Themen wie Gewalt, Überwachung, Kapitalismuskritik und bürgerlicher Ungehorsam sind immer noch aktuell (sogar noch aktueller denn je) - da ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren und auf der richtigen Seite zu stehn. Klar ist das manchmal auch utopisch und philosophisch… In “Supermarkt“ stellt YOK dar, wie es wäre, wenn man die Waren umsonst bekommen würde. Dann gäbe es keine multinationalen Firmen wie Nestlé oder Unilever. Jeder bekäme dann genug zu essen und zu trinken. Bevor jetzt die Kommunistenkeule rausgeholt wird, erst überlegen. Hat der Mensch kein Recht auf Essen und Trinken? ‚Erzähle mir was von Ausbeutung und nenn es Zivilisation‘, singt der Liedermacher in seinem musikalischen “Statement“. Ein Satz der Einen schlucken lässt, denn wie weit hat man sich selbst diesem System aus Kapitalismus, Ausbeutung und Minimalwohlstand angepasst? YOK reflektiert aber auch die eigene Szene, wie der wirklich gute Titel “Ressentiments“ verdeutlicht: in jedem schlummert ein bisschen Hass und Abneigung. Was den Künstler noch ausmacht, ist sein spitzfindiger Humor, der selbst die ernsten Songs etwas auflockert. Mit dieser Scheibe wird YOK auf seine alten Tage hoffentlich noch etwas bekannter werden. Zu gönnen ist es ihm. Die CD kommt im schicken Digipack und mit Posterbooklet. YOK, schön, das du immer noch dabei bist!!
Frank
 Zurück