BAND: GUMBLES VS. BERLINER WEISSE
ALBUM:

LABEL: Puke Music / Brokensilence – VÖ 19.08.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 19. November 2011
Was habe ich mich gefreut, als die Split-CD den Weg von der WAHRSCHAUER-Redaktion in meine Anlage gefunden hatte. Auf dieser CD geben sich zwei Oi-Punk Bands die Ehre, die beide auf ihre Weise mittlerweile eine große Fanschar begeistern. Beide Bands kennen sich schon mehrere Jahre, haben Konzerte zusammen gespielt, gefeiert und so ist dann der nächste Schritt irgendwie auch logisch – die gemeinsame Veröffentlichung. Nun könnte man ja eine Split-CD machen, auf der jede Band neue Songs spielt, sich dann vielleicht noch gegenseitig covert und fertig ist die Kiste. Nicht so hier. Das Layout des Covers erinnert mich an den legendären „Ein Vollrausch in Stereo - 20 schäumende Stimmungshits“ - Sampler. Dafür gibt es schon mal Punkte wie auch für die absurden Texte wie „Alle Hits auf einer CD“ oder „10 Cent pro verkauftem Tonträger gehen an den Verein der tapferen Witwen dreibeiniger Hunde e.V.“. Schön zum Ablachen und Antrinken, denn dieser Sampler ist gut im schönen Rausch des Alkohols zu genießen. Am besten mit Pfeffi, wenn es nach BERLINER WEISSE geht, die dieses labbrige Zeug schon mehrmals besungen haben. Bevor ich hier in die Schluckspecht-Ecke gedrängt werde, sag ich nur: Die ersten vier Songs sind Cover von David Hasselhoff! Na, immer noch der Überzeugung, man kann diese Musik auch nüchtern hören? Los geht es mit „Hot Shot City“, „Looking for Freedom“, „Du” und „Crazy for You” von David „Mauerbrecher” Hasselhoff in der Version der GUMBLES. An sich Songs, aus denen man echt was machen könnte. Was die GUMBLES allerdings nicht gesehen haben, denn die Songs klingen fast 1:1 nachgespielt. Ganz lustig auf der nächsten Party, aber null Innovation, null Wortwitz. Die gute Stimmung geht da schnell flöten. Schade eigentlich, denn GUMBLES haben schon einige sehr gute Nummern produziert und besitzen einen Humor, mit dem man sich an diese musikalischen Verbrechen durchaus rantrauen kann. Wenn ich böse wäre, würde ich sagen: das klingt nach Abzocke und einem verkrampften Lebenszeichen. Selbst ein Cover vom Song „Haltet die Welt an“ von BERLINER WEISSE klingt lahm wie eine Aufnahme von vor 10 Jahren mit einem MD-Gerät in der vorletzten Ecke des Proberaums. Hier hätte sauberes Nachspielen noch mehr Punkte gegeben. Traurig bis ärgerlich. Einzig und allein „Schlüpfer“ in der Version der GUMBLES ist lustig und bietet schöne Kurzweil mit ordentlichem Dirty Talk. Sprich: ein guter von sechs Songs ist eigentlich ein kompletter Reinfall. Schließlich machen hier zwei gute Bands was zusammen. Die letzten sechs Stücke gehören BERLINER WEISSE, und diese nehmen sich zum Anfang gleich einem Schlager an, der wohl zu den meist gecoverten Songs dieses Genres zählt, „Verdammt ich lieb dich“. Schon die ersten Sekunden lassen mich breit grinsen. Sänger Toifel gibt dieser Schmachtnummer eine räudige, raue Note, die vielleicht etwas prollig, aber niemals verbissen rüber kommt. Allein diese Stimme rockt. Da ist es nicht so wild, dass auch hier die Aufnahme lahm wirkt. Wer jetzt denkt: ‚Na gut, Matthias Reim. Aber was kommt dann?‘, dem sei gesagt, es kommt noch härter! DIE PRINZEN, DIE FIRMA und Rio Reiser sind die nächsten Interpreten. „Alles nur geklaut“ geht genauso räudig weiter. Nach lahmem Anfang wird der Song noch eine richtige Pogonummer. Der wird live richtig reinhauen! Davon bin ich überzeugt. Dann geht es mit dem „Nur die Eine“ weiter. Auch mit DIE FIRMA kommt die Band aus Ost-Berlin klar. Der Song klingt so, als ob er aus der Feder von BERLINER WEISSE stammen würde. Das ist mehr als die GUMBLES hier mit allen vertretenden Songs zusammen geschafft haben. Man könnte sagen, die können ja alles, die Jungs aus Berlin. Noch steht aber Rio Reiser an. Alleine die Version des Reiser-Klassikers in BERLINER WEISSE-Manier lohnt den Kauf. Engstirnige Fans von Rio und TON STEINE SCHERBEN werden wahrscheinlich die Hände über den Kopf zusammenschlagen, aber die Menschen die Humor haben, werden sich hier köstlich amüsieren. Mehr sei nicht verraten. Dann geht es mit einem Sample aus dem großartigen Film „Sin City“ und zwei Coverversionen von GUMBLES-Songs weiter. Auch bei diesen beweisen die Jungs aus der Hauptstadt ein gutes Händchen. Mit „Zu alt zum Pogo“ wird ein treffender Song dargeboten, der zugleich das Abschiedslied dieser CD ist. Zwölf Titel, viel Schatten und manch grelles Licht, was die Berliner entfachen. Das Fazit kann nur gespalten sein, jedoch mit der Erkenntnis, dass BERLINER WEISSE ihren Status in der Szene untermauern. Humor und Musik, alles passt hier. Was die GUMBLES hingegen bieten hätten viele Nachwuchsbands genauso hinbekommen.
Frank
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