BAND: LIGHT BEARER
ALBUM:

LABEL: Moment Of Collapse Records / Broken Silence - VÖ: 26.04.2013
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Zuletzt aktualisiert am: 21. Dezember 2013

Die britische Band LIGHT BEARER, ihr Sänger Alex ist einigen von euch vielleicht noch bekannt von seiner früheren Band FALL OF EFRAFA, saugt dich mit ihrem bereits zweitem Album in die Weiten des Universums und darüber hinaus. Bekam ihr Debüt „Lapsus“ schon viele sehr gute Kritiken, lassen sie es nun wieder so richtig krachen. Mich erinnert „Silver Tongue“ an eine Postmetal-Version von MOGWAI. Wie bei jenen wechseln sich ruhige Parts mit epischen Gitarreneruptionen und wütenden gebrüllten Vokalpassagen ab, und das alles ist dann auch noch so gut und gekonnt umgesetzt. Da bleibt man mit offenem Mund stehen und lässt sich treiben, auf einem vom Sturm zerfurchten Meer. Nachdem ich die Band bereits im Berliner Kastanienkeller erleben konnte, lässt sich sagen, dass sie ihre Live-Energie gekonnt auf Platte gepresst haben. Man wird förmlich erschlagen von ihrer Präsenz und der gekonnten Balance aus ruhigen und gewalttätigen Parts.

„Silver Tongue“ bildet den zweiten von vier Konzeptteilen, welcher sich mit dem Sündenfall, dem Fall von Luzifer und des Zeitalters der humanistischen Aufklärung auseinandersetzt. Des Weiteren fließen auch Elemente von Dantes „Göttlicher Komödie“ und Miltons „Paradise Lost“ in den mythologisch-philosophischen Unterbau des Albums ein. Das ist ein hoher Anspruch, welcher gekonnt umgesetzt wurde. LIGHT BEARER machen es sich und uns nicht einfach, aber es gelang ihnen trotzdem ein immer spannend bleibendes und intellektuell forderndes Werk zu erschaffen, welches dennoch zu keinem Zeitpunkt langweilig wird, sondern stattdessen immer wieder zu überraschen weiß. Die Lieder sind fast alle zwischen 11 und 20 Minuten lang. Eine Ausnahme bildet jedoch das nur 2 Minuten 30 dauernde „Clarus“, welches wie ein gregorianischer Choral wirkt und einen perfekten Übergang vom ersten zum zweiten Teil liefert. 

Die CD beginnt mit dem epischen „Beautiful Is This Burden“. Von den sehr ruhigen Klängen am Anfang des ersten von insgesamt sechs Songs mit einer Gesamtspielzeit von knapp 80 Minuten, sollte man sich nicht in die Irre führen lassen. Ruhig und sphärisch geht es zwar los, aber irgendwann bricht es heraus und man wird von der Brachialität und der Wut fast erschlagen. Dieses Lied weist wie auch die folgenden einen perfekten Spannungsbogen auf. Wütende Parts wechseln sich ab mit melodischen, sphärischen und eher sanften Passagen und verschmelzen zu einem Gesamtkunstwerk, in welchem jeder Song zählt. „Amalgam“ eröffnet wie der Startschuss zu einem heftigen Gewitter, düster und nebelverhangen, um dann plötzlich wieder loszubrechen und tennisballgroße Hagelkörner auf dich zu werfen. Ein Monumentalwerk der Extraklasse, wild und ungestüm. Da bleibt kein Stein auf dem anderen. Alles verschmilzt wirklich zu einem „Amalgam“. Der dritte Titel „Matriarch“ fließt dann wieder in etwas ruhigeren Bahnen, ohne größere Ausbrüche, dunkel und träge und gemächlich wie ein Tieflandfluss, um am Ende dann doch wieder etwas intensiver zu werden. „Aggressor And Usurper“ bricht bereits am Anfang heftig los und schwemmt dich fort ins Nirgendwo. Es ist eindeutig der wütendste Song und erschlägt dich förmlich. Den Abschluss bildet der Titelsong „Silver Tongue“, welcher mit einem ruhigem Gitarrenthema beginnt und sich langsam weiter steigert, immer intensiver wird und unaufhaltsam wie ein Güterzug durch dein Gehirn fährt.

Ein riesengroßer Brocken Intensität, der eben nicht ganz einfach zu genießen ist. Ich kann das Album nur empfehlen!

Andy
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