BAND: R.K.L. (RICH KIDS ON LSD)
ALBUM:

LABEL: Destiny Records / Brokensilence - 14.10.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 19. November 2011
‚Früher war alles besser, früher war alles gut. Da hielten alle noch zusammen, die Bewegung hatte noch Wut.‘ Warum zitiere ich hier die TOTEN HOSEN? Weil es passt! Es passt zu R.K.L. Es passt zu der damaligen Szene und zu den Leuten, die dieses Zeitdokument aufgenommen und nun wieder veröffentlicht haben. Dazu zählt das Berliner Label Destiny Records, welches zur Zeit des aufkommenden Punk und Hardcore im Westen der Stadt gründet wurde. R.K.L. war eine Hardcore-Band der ersten bis zweiten Welle. Gegründet 1982, wurden sie durch viele Touren, exzessive Partys, Wut und Energie bekannt. In Europa fassten sie schnell Fuß und wagten auch den Sprung über den großen Teich. Das Schicksal vieler Hardcore-Bands aus der Zeit machte auch vor R.K.L. nicht Halt. Nach nur sieben Jahren löst sich die Band auf. Es gab zwar noch eine Re-Union in 1992, aber die soll hier thematisch ausgespart bleiben. Bei diesem Live-Album handelt es sich um eine Aufnahme aus dem legendären Quartier Latin in West-Berlin, das es schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gibt. Früher war es ein Club, wo von Jazz bis zum hektischen Hardcore alles gespielt wurde. Das Quartier Latin heißt jetzt Wintergarten und momentan läuft dort ein Musical mit dem Namen „Forever Young“. Ironie des Schicksals? Oder Wink mit dem Zaunpfahl? Was früher Subkultur war ist heute ein Varieté-Theater. So ändern sich die Zeiten. Die Aufnahme des Konzertes aus dem Quartier Latin ist rau und krachig. Solch ein Sound ist heute kaum noch zu hören, weil viele Bands im Studio die Aufnahmen glatt bügeln. Nach einer leicht lethargisch, gelangweilten Ansage bricht sofort schneller Hardcore aus den Boxen. Die Geschwindigkeit, das technische Zusammenspiel und die Kompromisslosigkeit, mit der die Band ihre Songs spielt, waren seinerzeit legendär und sicher einer der Gründe, warum sie so bekannt wurde. Außerdem haben die Jungs sich mit ihren Fans und der Szene immer sehr verbunden gefühlt. Vielleicht lag ihre Bekanntheit auch noch daran, dass die Band Drogen nicht nur konsumiert, sondern auch ins Publikum gegeben hat. Ob das stimmt? Wer weiß? Neben den 22 Songs, die hier neben einer Live-Aufnahme auch eine Best-Of-CD darstellen, ist auch das Booklet sehr liebevoll und ausführlich gestaltet. Darin befinden sich die Songtextexte und einige Fotos, drei Interviews mit verschiedenen Bandmitgliedern, eine lyrischen Ehrung der Band von Fat Mike (NOFX) und ein Artikel über zwei Bandmitglieder aus einem Fanzine aus dem Jahr 2006. Das Lesen lohnt sich, denn man bekommt einen kleinen Einblick in die Faszination, die die Band in den 80er Jahren ausgestrahlt hat. Da enttäuscht es auch nicht, dass die ursprüngliche Idee, eine DVD mit ein paar Liveclips dazu zu packen, nicht geklappt hat. Aber Destiny Records haben dafür gesorgt, dass Aufnahmen für die ursprünglich geplante DVD im Internet anzusehen sind. Selbst für diejenigen, die die Band nicht kennen, aber mindestens einen Tropfen Hardcore oder Punk im Blut haben, ist diese CD eine verdammte Kaufpflicht! Das ist Musikgeschichte, Leute!
frank
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