BAND: OIRO
ALBUM:

LABEL: Flight 13 Records – VÖ: 28.09.2012
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Zuletzt aktualisiert am: 30. Oktober 2012
Mutig und bezeichnend dafür, dass es den Düsseldorfer Mofapunks nicht um Absatzzahlen und breitseitige Fan-Akkreditierung geht, war es, dass sie zwischen 2009 und 2012 ihre Veröffentlichungspolitik darauf beschränkten, fünf Vinyl-Singles herauszubringen, jede einzelne unter Federführung eines anderen Bandmitglieds und in wildester musikalischer Auslegung. Das Spektrum reichte von behäbigem Schlager bis zu sägenden Metalsounds. Es war absehbar, dass alle fünf Scheiben dann im Nachhinein noch einmal auf einen einzigen Tonträger gebannt erscheinen würden – Spätzündern, Sammelmüden und Leuten ohne erwähnenswerte Kaufkaft gegenüber wäre es auch unredlich gewesen. Überraschend ist jedoch, dass die 7''-Compilation „Gruppe ohne Therapie" nun abermals als Vinyl-only erscheint, mit Download-Code zwar, aber auch mit einer Haltung, die es sich auf dem Musikmarkt nicht bequem macht, ihren eigenen Weg geht und dafür Respekt verdient. Erwähnenwert, weil Beweis für die Liebe zum Detail, die hier hineingesteckt wurde, ist weiterhin die Tracklist. Sie macht nicht den Eindruck, hier wären die Singletracks belanglos zusammengewürfelt worden, sondern die Scheibe geht in dieser Reihenfolge als vollwertiges Album durch - muss sich also nicht den Vorwurf gefallen lassen, eine lieblos hingerotze sell-out-Strategie zu fahren. Eine komplexe Markierung jedes einzelnen Songs zum Verweis auf den umfangreichen Credit-Register für Aufnahme etc. wird da gerne in Kauf genommen. Musikalisch gibt es hier den bereits erwähnten OIRO-Wahnsinn: eine stilistisches hin und her zwischen Art-Punk-Reduziertheit, Knüppelparts (Niederrhein-Hardcore lässt grüßen!), PASCOW'schem Grübelpunkrock und einer Menge DACKELBLUT-Rückblenden zwischen den weiteren, oftmals komplett genregelösten Einflüssen. Apropos: Rachut scheint in den Texten allgegenwärtig. Nicht als williges Zitieropfer, sondern in der kryptischen Verkopftheit haben OIRO durch „Das Blumen am Blut der Oma-nmilch"-Gesamtwerk scheinbar eine Menge in die Wiege gelegt bekommen. Es ist erstaunlich, wie gut diese Compilation funktioniert, denn obwohl sich jedes einzelne Bandmitglied nach Belieben austoben durfte, kommt hier kein bunt zusamengewürfelter Song-Brei heraus, sondern ein in sich stimmiges, ohne Reibungen durchlaufendes „Album". Danke dafür. Wer die Singles verschnarcht hat oder zu faul ist, die eigenen aufzulegen, der wird hier besser zugeschlagen!
MB
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