BAND: GUTS PIE EARSHOT
ALBUM:

LABEL: Majorlabel - VÖ: 08.12.2013
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Zuletzt aktualisiert am: 31. Januar 2014

GUTS PIE EARSHOT, die Band von „Rizio" Patrick und „Scheng Fou" Jean, dürften den meisten WAHRSCHAUER-Leserinnen und -Lesern bekannt sein: vielleicht aus dem Heft durch Interviews und Sampler-Beiträge oder natürlich durch eines der vielen, vielen Konzerte (inzwischen über 1000) quer durch hiesige Gefilde und Europa.

Zum Zwanzigjährigen erfreut uns das Projekt mit so etwas Ähnlichem wie einem Best Of. Wobei hier keineswegs Lieder aus diversen Stationen der Band auf ein Album kamen, sondern acht Tracks in Live-Sessions zwischen September 2012 und September 2013 im Studio neu eingespielt wurden. Zudem hat Jean zwei Tribute an Manu Chao beigetragen: das titelstiftende „Amparo Fugaz" sowie „Aventurea Fugaz". Die Vereinigung von Techno, Breakbeats und Hardcore funktioniert nach wie vor hervorragend. Meine Favoriten von den hier gemeinsam eingespielten Beiträgen sind (teilweise nach wie vor) „Introvert", „Desert" und „California", welches so etwas wie eine Neubearbeitung eines Klassikers ist, von einer Band beziehungsweise von einem Herrn, der im gleichen Jahr wie GUTS PIE EARSHOT auf der Fusion aufgetreten ist.
Die bereits bekannten Lieder sind zu erkennen, es wurden aber einige Merkmale geändert, und teilweise ist die Stimmung im Vergleich zum ursprünglichen Material etwas düsterer. Auf jeden Fall lässt sich erahnen, welch eine Wucht GUTS PIE EARSHOT live sind: immer noch ihre absolute Stärke. Ich konnte kaum glauben, dass wirklich „nur" zwei Leute am Werk sind, bis ich zum ersten Mal das große Vergnügen des Miterlebens (ich glaube, es war auf einem Frühlingsfest in der Wagenburg Lohmühle) hatte.
Bei Jean hab ich mal nachgefragt, was es mit den Neueinspielungen genau auf sich hat: ‚Die erste Idee war, zum 20jährigen endlich mal unser momentanes Live-Set einzuspielen, schön böse und dark. Dazu gab es einen Versuch in Frankfurt im September 2012, der aber nicht wirklich zu unserer Zufriedenheit lief. Wir haben die Aufnahmen dann verworfen und gemerkt, dass wir da noch mal dran müssen. Als wir dann dachten, das geht jetzt mit dem Sound, haben wir im Studio hintereinander den kompletten ersten Teil unseres Live-Sets im First Take eingespielt - also ohne Klick, Overdubs etc. Auch beim Mix haben wir nur eine Grundeinstellung benutzt mit dem Ziel, möglichst nah an dem zu sein, was wir live an Energie rüberbringen. Dafür haben wir bewusst in Kauf genommen, dass die eine oder andere Sache untergeht. Aber der Flow stimmt, was wir mit ein paar Soundabstrichen als ganz gut gelungen ansehen. Zum anderen wollten wir einen Song komplett editieren und verschiedene Versionen daraus basteln, ganz bewusst vom Live-Sound weggehen und Spuren zum Remixen weiter geben. Aus dem Grundsong entstanden drei verschiedene Versionen, was Spaß gemacht hat, weil sauviele Ideen dazu kamen. Ich hab auch noch Bass-Synth drauf gespielt, und aufgrund des Feuerwerks von Ideen schwirrte unserem armen Tontechniker Thies der Kopf. Über ein Jahr haben wir uns immer wieder getroffen und neue Sachen entwickelt. Dann haben wir die Spuren an Freunde und Bekannte gegeben, daraus sind dann 13 Remixe und Interpretationen entstanden, die parallel auf Soundcloud veröffentlicht wurden. Die haben uns meeegaaa geflasht und es macht immer wieder Spaß, sie zu hören. Da gibt man was weg, und dann kommt so was Tolles zurück! Wahnsinn!‘

Die Euphorie von Jean ist bei seinen Worten deutlich zu spüren, und auch mir geht es mit dem Album wie auch mit den Soundcloud-Werken (Rumstöbern lohnt sich) nicht anders. Schöne Idee, gleichzeitig ein Album und ein Online-Giveaway für die Fans rauszuhauen!
Am Schluss bleibt zu sagen: Herzlichen Glückwunsch, Jungs! Und auf hoffentlich zwanzig weitere (und am besten noch viel mehr) Jahre mit GUTS PIE EARSHOT!

El_Nico
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