BAND: GHOST OF A CHANCE
ALBUM:

LABEL: Midsummer Records/ Cargo Records – VÖ 13.08.2010
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Zuletzt aktualisiert am: 03. August 2010
Irgendwann ist auch mal gut mit dem Geschrei. Das zumindest sagen sich scheinbar immer mehr Vertreter aus dem Hardcore-Bereich und widmen sich den leiseren Tönen. Die Band wird gegen den Barhocker getauscht, die Mosh-Pit-Crowd gegen ein Kopfnick-Mtwipp-Publikum. Chuck Ragan von HOT WATER MUSIC hat es vorgemacht, und auch Nathan Gray von BOYSETSFIRE, so hört man, bastelt an der Solokarriere in der gediegenen Variante. Und auch Tobias Heiland, dereinst in Bands wie A SAILORS GRAVE und PROUD YOUTH für Gitarre und Geschrei verantwortlich, hat sich mehr und mehr den ruhigeren Melodien zugewandt und debütiert nun unter dem Namen GHOST OF A CHANCE als Singer/Songwriter. Und für ein Debüt ist „And Miles to Go Before I Sleep“ ein ausgesprochen ausgereiftes Album. Die – sagen wir mal – stirnrunzelnde Zurückhaltung, die ich verspüre, wenn ich so genannte Country/Folk/Americana-Alben von deutschen KünstlerInnen in die Hände bekomme, hatte im Falle von GHOST OF A CHANCE spätestens beim zweiten Titel „Things worth asking“ gegen ehrliche Begeisterung den Kürzeren gezogen. Was Tobias Heiland da in zehn Songs abliefert, tappt niemals in die Klischeefalle, will nie etwas anderes sein, als es sein kann. Und was GHOST OF CHANCE sein kann, ist: Konzentrierter, auf das Wesentliche reduzierter Indie-Folk mit Americana-Anleihen. Man hat sofort das Gefühl, dass da jemand seine musikalische Heimat gefunden hat. Zumindest für den Moment. Stücke wie das großartige „Ghosttown“, „Live a Little“ oder „Swan Song“ werden so souverän eingespielt, dass man jahrzehntelange Songwritingerfahrung vermuten möchte. Und bei all dem schafft es GHOST OF A CHANCE auch noch, eine ganz eigene Note ins Spiel zu bringen, wenn sich beispielsweise beim Finale von „Sleeping With the Lights On“ ganz selbstverständlich und beiläufig doch noch ein kleiner Screamo-Part in die Backing Vocals einschleicht.
GeiJ
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