BAND: IAMX
ALBUM:

LABEL: BMG Rights Management / Rough Trade - VÖ: 18.03.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 19. März 2011
Chris Corner, der schlaksig-androgyne Engländer und Wahl-Berliner macht schon seit Anfang der 90er Jahre tolle elektronische Musik. Zunächst mit den SNEAKER PIMPS zusammen mit Partner Liam Howe und seit 2004 mit seinem Projekt IAMX. Dabei gab es zwischen den SNEAKER PIMPS und dem Solo-Schaffen Corners keinen Bruch. Die Songs für das erste IAMX-Album „Kiss And Swallow“ sollen zum großen Teil sogar für ein weiteres SNEAKER PIMPS Album bestimmt gewesen sein. Auch der Name hat einen direkten Bezug auf seine Hauptband, da deren Debütalbum „Becoming X“ hieß. Musikalisch war zunächst auch nicht wirklich erkennbar, warum Chris Corner das Solo-Projekt IAMX startete. Aber er schwamm sich von den SNEAKER PIMPS frei. Mit dem Zweitling „The Alternative“ von 2006 wurde die Musik von IAMX deutlich persönlicher gefärbt und gewann an Dramatik, Exaltiertheit und Eigenständigkeit. Das großartige dritte Album „Kingdom Of Welcome Addiction“ von 2009 war hörbar vom britischen Elektro-Wave der 80er Jahre inspiriert. Und da sicher besonders von ULTRAVOX. Schon der Albumtitel „Becoming X“ und der Projektname IAMX könnten vom ULTRAVOX-Song „Mr. X“ inspiriert sein und der Rhythmus von „You Can Be Happy“ zitiert offensichtlich den des ULTRAVOX-Songs „I Remember (Death In The Afternoon)“, von deren bestem Album „Rage In Eden“. Corner erinnert dazu zudem mit seinem Bühnenstyling sehr an den extrovertierten Sänger Steve Strange von VISAGE, dem ULTRAVOX-Nebenprojekt, das die Speerspitze der 80er „New Romantic“-Strömung darstellte. Auf der neuen Scheibe „Volatile Times“ geht Corner nun mit härteren elektronischen Beats zu Werke. Eröffnet wird das Album mit dem eher ruhigen „I Salute You Christopher“, einer Ode an den schwerkranken Autor und Literaturkritiker Christopher Hitchens. Es folgt mit „Music People“ ein galliger Kommentar zum Musikbusiness im harten Industrial-Sample-Soundgewand, der an die EINSTÜRZENDEN NEUBAUTEN-Samples von DEPECHE MODE in den 80ern erinnert. Auch „Commanded By Voices“ lässt an DEPECHE MODE denken, allerdings an deren aktuellen Sound. Auf „Volatile Times“ schreit Chris Corner seine Gefühle zu tanzbaren Rhythmen geradezu wütend heraus. „Fire And Whispers“ ist ein Stück von schwer zu übertreffender melancholischer Schönheit. „Dance With Me“ besticht mit abgefahrenem gespenstigem Sound, mit gleichförmigen Akkustikgitarren und Streichern. Das alles klingt überaus abwechslungsreich, spannend und trotzdem eingängig, ohne aber Mainstream zu sein. Es ist sicherlich das persönlichste und intensivste Album von Chris Corner aka IAMX. Ein intelligentes Elektro-Dance-Werk für Hedonisten.
Jo Neujahr
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