BAND: NIK FREITAS
ALBUM:

LABEL: Affairs Of The Heart / Indigo - VÖ: 07.06.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 29. September 2011
Dieses Album möchte man im Café an der Ecke gegenüber oder an einem Sonntagvormittag unter einer warmen Decke hören. Manchmal würde man es am liebsten in den Arm nehmen wie einen Menschen, den man sehr gern hat. Manchmal will man sich auch genervt abwenden, aber der Moment, in dem man die Musik schätzt, kommt schnell wieder. „Saturday Night Underwater“ hat eine ganz besondere Geschichte. Nik Freitas, Musikerkollege unter anderem von Conor Oberst (BRIGHT EYES, MYSTIC VALLEY BAND), hat es in seiner Gartenlaube, seinem privaten Studio, aufgenommen. Wenn eines am Ende hängenbleibt, dann ist es Experimentierfreude. Stellenweise kann man kaum glauben, dass Freitas das größtenteils allein bewerkstelligt hat. Dann wird die handwerkliche, musikalisch dennoch inspirative Herangehensweise des Künstlers deutlich. Die verschiedenen Klänge werden zwar sauber über- und untereinandergelegt, ergeben am Ende aber doch eine eigenständige Komposition. Die mitunter starke Synthetik kann manchmal durchaus störend wirken. Das Album beginnt mit einem ruhigen, sommerlichen Song, der sanft in den Ohren nachklingt, ohne aufdringlich zu sein. Wie ein beständig plätschernder Bach eignet sich die Musik daher auch weniger zum Tanzen, als vielmehr zur Hintergrundmusik. Hin und wieder wird man ein bisschen wachgerüttelt, so etwa durch die sehr abrupten Gitarrenriffs in „The Light“. Dabei entsteht ein wohliger Kontrast, sobald Freitas‘ beruhigende Stimme einsetzt. Das Schöne an „Saturday Night Underwater“ ist, dass man beim Hören sofort herunterfährt. Ich habe die CD nach dem Sport, auf dem Weg durch die Stadt und beim Arbeiten gehört – jedes Mal überkam mich eine warme Ruhe. In „Hold That Thought“ etwa meint man, THE FLAMING LIPS heraushören zu können; an anderer Stelle entdeckt man eine klare BEATLES-Prägung. Insgesamt übergibt Freitas uns da eine Pralinenschachtel, deren Inhalt uns mit jedem Bissen leise überrascht und langsam auf der Zunge zergeht. Die Schachtel ist so filigran, so zierlich gefaltet, dass wir sie ganz vorsichtig in die Hände nehmen und öffnen – selbst die Worte, die Freitas so vor sich hinsingt, wirken fast zerbrechlich. Manchmal laufen seine Experimente aus der Gartenlaube zwar ins Leere, meistens aber berühren und gehen sie unter die Haut. Es fehlt nur noch eine heiße Schokolade oder eine Tasse Tee.
Jan
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