BAND: SHIRLEY HOLMES
ALBUM:

LABEL: Setalight / Roughtrade - VÖ: 04.11.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 05. Dezember 2011
Da saß ich vor einiger Zeit in der U-Bahn. Es mag vor ein oder zwei Wochen gewesen sein. In der Berliner U-Bahn gibt es neben dem alltäglichen Kino der Welt auch noch eine Art Fernsehen, das sich „Berliner Fenster“ nennt. Neben Nachrichtenhappen und Wetter gibt es immer auch eine Platte der Woche, und da wurde die neue Scheibe von SHIRLEY HOLMES vorgestellt. Ach, dachte ich, da kommt endlich mal der gute Geschmack eines Praktikanten zum Tragen, der die Scheibe in der Redaktionssitzung als das „neue große Ding“ durchgesetzt hat. Der erste Teil des Präsentationstextes war allerdings so unterirdisch, dass ich schwer verwirrt aus der Bahn taumelte. Nun liegt die Scheibe vor mir und ich bin immer noch etwas verwirrt. SHIRLEY HOLMES aus der Hauptstadt machen einen irgendwie ziemlich coolen Sound, der zwischen aggressiv, pöbelndem Post-´77er-(Deutsch)Punk und radiotauglichem Alternativrock hin und her pendelt. Da ist der erste Song, der auf den interessanten Namen „Nadines Korsett“ hört und eben genau diese Art von Punk rüberbringt, der ziemlich schräg und noisy klingt. Der Tonfall der beiden Mädels, die sich den Gesang teilen, kommt kraftvoll, subtil herablassend aber vor allem extrem selbstbewusst rüber. So stellt man sich eine keifende Punkergöre vor. Der Song ist auf jeden Fall ein richtiges Pfund. Bringt auch irgendwie ziemlich cool das Berlin-Feeling rüber. Rau, kreischig, rhythmisch und anders. Danach geht es mit einem englischen Text weiter. Etwas ruhiger wird es außerdem. Ein Song, den man fast dem Alternativ- oder Post-irgendwas-Core zuordnen könnte, wäre da nicht der Refrain, der schnell nach vorne geht und einen frontal ins Gesicht knallt. Ungefähr so, wie eine ordentliche Ohrfeige, nach einem schnippischen Kommentar. Wem jetzt das Hitpotenzial fehlt, da er eh nur Radio hört, dem sei der Song „Alles löst sich auf“ empfohlen. Ein eindringlicher Beat, weiblicher Sprechgesang und ein Refrain der stark nach SILBERMOND klingt, aber mit der Zeile ‚Wenn der Regen fällt, in eurer Zuckerwelt…‘ genau da rein tritt, wo man es eben nicht vermuten würde. Hier wird gibt es Selbstreflexion und zwar so grandios, dass man der Band alleine dafür einen kleinen Orden verleihen sollte. Auch wenn der Sound an sich radiotauglich ist, der Text ist es nicht. Es ist eine rotzfreche Scheibe, die SHIRLEY HOLMES hier veröffentlichen. Mit dieser CD dürfte ihnen einiges an Anerkennung entgegen gebracht werden. Diese spezielle Mischung aus Nett und Rotzigkeit ist das Markenzeichen von SHIRLEY HOLMES. Det is Berlin, Alta. Cooles Ding!
Frank
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