BAND: KOMMANDO SONNEN-NMILCH
ALBUM:

LABEL: Major Label - VÖ 05/2010
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Zuletzt aktualisiert am: 31. Juli 2010
„Hier kommen die neuen Menschen, ohne Blendungen angefahren, sie kriegen keinen Sonnenbrand, und stellen sich auch nicht an“. Diese Art von Menschen, die das Hamburger Urgestein Jens Rachhut a.k.a. Bernhard Schlauch, Gründungsmitglied von unter anderem den großartigen DACKELBLUT und OMA HANS, im zweiten Song des neuen Albums „Pfingsten“ namens „Cocktails“ besingt, brauchen scheinbar kein KOMMANDO SONNE-NMILCH. Jens Rachhut singt darin über Menschen, bei denen alles glattzugehen scheint und versucht zu verstehen, was in deren Köpfen so vor sich geht, „Lichter jagen Menschen“. Von Track zu Track und auch in den einzelnen Songs selbst wechseln sich weibliche (Yvon Jansen, Karin de Boer) und männliche Gesangsstimmen (Jens Rachhut) ab. Die Sängerinnen erinnern zuweilen an die LASSIE SINGERS und Jens Rachhut singt in gewohnter Seemannspunk-Manier seine Weisheiten mit rauer Stimme. Er ist damit quasi der musikalische Nachfahre von Klaus Störtebecker, nur dass er nicht so kopflos ist wie jener nach seiner Hinrichtung. „Für euch gibt’s etwas neues, ein Modell von Gott gebaut“! Das Songzitat könnte man auch auf die ganze Platte beziehen, welche abwechslungsreich konstruiert ist, was Kompositionen und Liedtexte angeht - auch wenn man nicht immer versteht, was uns die Künstler eigentlich sagen wollen. Trotzdem macht alles Sinn und bohrt sich ins Gedächtnis. Das geht los mit dem eingängigen Dubelementen des Songs „Grunz Rauch“, wird fortgesetzt mit dem mit tiefhängenden Gitarren anschließenden „Cocktails“, welches von der Machart ein wenig an SURROGAT erinnert. Etwas düsterer und melancholischer schließt sich der dritte Song „Galgenbauer“ an, welcher vom wieder etwas schnellerem und mit sägenden Gitarren davon brechenden „Bubenglück“ abgelöst wird. „Gott ist voll mit Zorn“. Und so geht das dann immer weiter, jeder Song bietet neue Facetten und die dazu entwickelten Gefühle reißen einen aus der Lethargie. Eine überraschende Wendung bietet das letzte Stück „Die Unke“, das mit skurilem Humor beginnt und sich quasi selbst zensiert, in dem die Sängerin sich am Ende weigert, die humorvolle Fäkalsprache zuende zu singen. „Ist das noch Punk?“. Ich hab keine Ahnung, ob dieser Konflikt inszeniert oder wirklich so stattgefunden hat. Das Ende bleibt offen...
Kater
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