BAND: MARCUS HOOK ROLL BAND
ALBUM:

LABEL: Universal - VÖ: 30.05.2014
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Zuletzt aktualisiert am: 15. Juli 2015

Wenn eine Band sich schon länger nicht mehr zu Wort & Ton gemeldet hat, versucht die Plattenfirma trotzdem listig und vergnügt mit allen Mitteln Geld an ihr zu verdienen. Da erscheinen plötzlich Hit-Zusammenstellungen mit einem nicht veröffentlichten Song, die letzten Live-Konzerte technisch überarbeitet, und bereits erschienene Alben erhalten ein luxuriöses Äußeres mit Video und einigen Fotos aus besseren Zeiten nebst verkorksten Studioeinspielungen. Im Falle der australischen Hard Rocker AC/DC wurde bei den Märkten durchgesetzt, dass einfach alle Alben zu einem verdammt günstigen Preis in der Nähe der Spirituosen platziert werden. Da im Moment nichts Neues zu erwarten ist, hat das bald die ganze Welt beherrschende Label Universal ein recht interessantes Stück AC/DC-Vorgeschichte ausgekramt. In den frühen Siebzigern ging George Young gemeinsam mit seinen jüngeren Brüdern Malcolm und Angus und dem späteren musikalischen Partner Harry Vanda ins Studio, um selbst entwickelte Musikstücke aufzunehmen. Instrumente wurden gespielt, jede Menge Jim Beam Old Grand-Dad Bourbon Whiskey der rauen Kehle hinunter gespült und gar erste Songs aufgenommen. Heraus kamen drei Singles, das Album "Tales Of Old Grand-Daddy“ und die kurzlebige Band MARCUS HOOK ROLL BAND.

Unter verrückten Fans sind die originalen Pressungen schon viele hundert Dollar wert. George Young sagte allerdings in einer Pressekonferenz: 'Wir sind alle komplett abgestürzt, außer Angus, der zu jung war, und gaben uns die Kante'. Da keiner der vier Protagonisten die Einspielungen besonders ernst nahm, kann sich auch niemand mehr genau an die Studioarbeit erinnern.

Mittlerweile hat man in den Abbey-Road Studios Aufnahme-Notizen gefunden und kann davon ausgehen, dass Malcolm Young die Rhythmusgitarre und manch Soli einspielte. Die Slide-Gitarre soll Kevin Broich gespielt haben, der sich allerdings an keinen Studiobesuch zu dieser Zeit erinnern kann. Wer aber nun diese 14 Songs hört, nebst einem bisher unveröffentlichtem (Sic!) "Ride Baby Ride", der erahnt warum sich einfach 1974 AC/DC gründen mussten. Da wird gehämmert, gesägt und frechrotzig gesungen. Bass und Drum agieren sehr geradlinig, simpel und straff, die Rhythmus-Gitarre zaubert schon eingängig manch bekannte Melodiefetzen und der bluesige Einschlag ist ebenfalls zu erkennen.

Vor allem ist immer wieder eine Musikrichtung im Angebot, die in den 1970er Jahren mit stampfenden Rhythmen und unerhörten Klamotten auf sich aufmerksam machte: Glam und Glitter. Mal fuhren SWEET zwischen die Marcus Hook Aufnahmen, dann enterten SLADE das Aufnahmestudio und vor allem T.REX ließen sich nicht abwimmeln, was mit "Red Revolution" sehr schön und hörenswert verdeutlicht wird. Bluesrock erhielt Bläseruntermalung ("Goodbye Jane"), ein echter Country ("Ride Baby Ride") macht uns Angst, aber die Lieder "Quick Reaction" und "Louisana Lady" lassen den Hörer spätere AC/DC-Erfolge erahnen, nur ohne intensiv lauter und heißerer Stimme. Angeführt wurde dieser wilde Haufen verdammt guter Musiker von George Young und Harry Vanda, die danach mit den EASYBEATS und der mysteriösen Band FLASH AND THE PAN Erfolge feierten und AC/DCs erstes Album "High Voltage" produzierten. Wer bis zum Ende hört, stellt sich die Frage: Was wäre geworden, wenn man "Tales Of Old Grand-Daddy" promotet hätte und die dazugehörige Band auf Tournee gegangen wäre. Die heutigen Oldieparties würden einen Dauergast mehr begrüßen können und die Metaller ein Phänomen weniger.

Übrigens ist Marcus Hook ein ausgedachter Name der Young-Brüder.

ThoBe
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