BAND: NINE INCH NAILS
ALBUM:

LABEL: The Null Corporation / Indigo - VÖ: 25.07.08
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Zuletzt aktualisiert am: 30. Oktober 2008
Mich traf fast der Schlag, als ich vor einigen Monaten bei Myspace ein Bulletin von Trent Reznor entdeckte, welches ungefähr folgende Info enthielt: „Ähm ja, ich hab mal wieder ein neues Album gratis Online gestellt. Viel Spaß!“ Blitzschnell runterladen, Freunde informieren, Diskussionen gehen los. Wie? „Ghosts“ ist doch gerade erst rausgekommen, kurz davor das Remix-Album, eine DVD, ein reguläres Album... Wie schafft Trent Reznor das? Sonst dauerte es doch immer mindestens eine Dekade, ehe ein lang ersehntes neues NINE INCH NAILS-Werk geboren wurde... Zum einen dürften überstandene Drogen- und Lebenskrisen dazu beitragen, zum Anderen natürlich der Befreiungsschlag von der alten Plattenfirma. Jetzt kann Trent Reznor machen, was er will, und er ist gut in Form. Auf seinem eigenen neuen Label „The Null Corporation“ kommt jetzt Nummer Halo27 „The Slip“ als reguläres Album heraus. (Trent Reznor hat von Anfang an - auch um Bootlegs von offiziellem Material zu unterscheiden - Singles, Alben und DVDs durchnumeriert). Nachdem das Werk nun seit längerer Zeit gratis online erhältlich ist, erschien (bei „Ghosts“ war es nicht anders) eine unvirtuelle Veröffentlichung in einem doppelt aufklappbaren Pappteil, aufgepeppt mit hübschen selbstklebenden Stickern und einem Booklet mit allen Texten. Zudem liegt eine DVD bei, auf denen 22 Minuten Rehearsel-Footage zu sehen ist, d. h. wir können NINE INCH NAILS bei den Proben zur Tour zusehen, was so wirkt wie ein Konzertfilm ohne Publikum. Dies ist sehr schön gefilmt: fünf Tracks des Albums sind enthalten. Ach ja, zur Musik: zehn neue Tracks gilt es zu entdecken, knapp fünfundvierzig Minuten lang – so wie früher, als es noch überall Langspielplatten gab. Die Songs wirken ein bisschen so, als seien sie zwischen den beiden letzten regulären NIN-Studioalben „Year Zero“ und „With Teeth“ entstanden: sie sind eher rockig und kraftvoll wie viele Tracks auf „With Teeth“, vom Sound her erinnern sie aber eher an „Year Zero“; auch sind zwei ruhige Tracks dabei, von denen „Corona Radiata“ mit seinen ambientartigen, fast meditativen Flächen über acht Minuten hinweg für mich das Highlight des Albums darstellt. Bei der Single „Discipline“ groovt und swingt es trotz Rockmusik schon fast (der Song erinnert an die ebenfalls sehr poppige „The Hand That Feeds“-Single) und ein paar richtige NIN-Kracher sind natürlich und zum Glück ebenfalls enthalten, wie zum Beispiel „1.000.000“ und „Letting you“. So, diese Rezension könnte hier zu Ende sein. Ist sie aber nicht – wegen Lieblingsband-Loyalität versus Rezensions-Wahrheit... irgend etwas fehlt mir bei „The Slip“. Ich komme nicht ganz dahinter, was es ist, denn das Album enthält alle typischen NIN-Merkmale. Als kleines Manko fällt mir auf, dass die Songs teilweise ein bisschen zu ähnlich klingen vom Sound wie auch vom Songwriting her – vielleicht hätte bei der Produktion etwas länger daran rumgefeilt werden können. Selbstverständlich ist auch eine „bloß gute“ NIN-Platte aufregender und interessanter als sonst fast alles, was es an Musik auf der Welt gibt, aber so ganz an „Year Zero“ oder „The Downward Spiral“ kommt dieses Werk leider nicht heran... Dennoch – auch wegen dem ganzen Pipapo wie Gratis-Downloads, Verpackung, DVD etc. mal wieder ein glücklich machendes Trent-Reznor-Highlight 2008.
El_Nico
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