optionwegSeltene Mischung!

Die Berliner sind mir bereits vor diesem Album aufgefallen, nämlich als sie 2011 im September mit der TISCHLEREI LISCHITZKI eine Split-EP veröffentlicht haben, auf dem sich u.a. auch der inoffizielle Hit „Antifa Altersheim“ befindet. Stilistisch geht es auf dem Album „…los jetzt“ sehr ähnlich zu Werke wie auf der Split-EP, nur präsentieren sich OPTION WEG noch wesentlich abwechslungsreicher und kreativer. Dazu zeigen sie sich gewohnt sehr politisch und zugleich auch humorvoll. Diese Mischung findet man ja nicht sehr oft in der so genannten „Szene“ und das gibt beide Daumen nach oben.

Musikalisch bieten die zwei Jungs und die zwei Mädels vom klassischen Punk, der sehr 80er-Jahre-mäßig daher kommt, über Folk-Punk bis hin zu balladesken Folk-Rock-Nummer. Eine subkulturelle Nuance kann allerdings keines der Stücke verschweigen. In den Songs, die mit Akkordeon vorgetragen werden, steht dieses auch in Vordergrund – was den Liedern einen gewissen Charme verleiht. Ergänzend hinzu kommt gelegentlich die Geige. Die Songs ohne diese beiden (Folk)-Instrumente wirken dann oftmals kräftiger und rockiger. Und wenn wir schon von Abwechslung sprechen, sei noch erwähnt, dass die Songs sowohl in deutsch aber auch Spanisch oder Englisch präsentiert werden und dazu gibt es im Hauptgesang sowohl male als auch female Vocals.

Thematisch geht es um viele Situationen (die eigene, die gesellschaftliche, die zwischenmenschliche), die beschrieben werden – aber stets mit einer klaren linkspolitischen Haltung. In dem Song „Wie verschieden“, der mich auf dem Konzert im Frühjahr sehr beeindruckt hat, wird von unterschiedlichen Lebenssituationen/Lebensbedingungen der Menschen berichtet („Einer läuft seinen neuen Wanderschuhe ein und ein andere läuft liebe Amok. Die eine tritt auf eine Landmine und verliert beide Beine. Eine andere läuft die 100 Meter in 11 Sekunden“) und hinterlässt eine intensive Wirkung. Der Refrain dazu wirkt dabei fast schon gewollt banal. Ein weiterer Song, der insbesondere live schwer faszinierte, ist „Weil wir leben, wie wir leben“. Dieses Lied wurde beim Konzert im Duett mit Ralf, dem Sänger TISCHLEREI LISCHITZKI, inszeniert und ging unter die Haut. Jener fand bereits seinen Platz auf der EP, passt aber auch sehr gut auf dieses Album.

Sympathisch und sehr originell finde ich die Idee, den schnellen 10-Sekunden-Punkrock-Song „looking for a place to be“ strategisch viermal als Bindeglied auf dem Album zu verteilen, wobei es der Band gelingt, dass es gar nicht weiter auffällt, dass der Song so oft statt findet. Und soll ich euch verraten, warum das so ist? Unglaublich, aber wahr: Der Song wirkt stets anders dadurch, dass er in Englisch, Spanisch, Türkisch und Polnisch gesungen wird und das gibt dem Lied immer wieder einen neuen Charakter! Beeindruckend! Hört euch die Scheibe an!

Ach ja, und wenn mir einer das Lied “Verpeilte Tiere“ verstanden haben sollte, meldet euch! Merci!

TIPP: Samplertrack + Interview im kommenden Jubiläums-WAHRSCHAUER!

(Elfenart / Ab Dafür Rec)