Schrottgrenze Glitzer auf BetonEin Quantum Zeit

Sie sind zurück. Ihren Pop-Punk, wie noch auf der „Super“ 1998 (Weird System), hatte die Band schon abgelegt, bevor sie nach ihrer Auflösung 2010 für wenige Jahre von uns ging. „Glitzer auf Beton“ bietet reif gewordene, wavige Pop-Hymnen, teilweise getrieben von starken Basslinien, von der Stimmung schwankend zwischen Melancholie und Euphorie und der Gesang an einigen Stellen an THE SMITHS erinnernd. Und überhaupt die Texte. Neben lyrischen Goldnuggets, wie „Du fühlst dich wie das kleine Hotel am Stadtring zwei. Mitten drin, aber nie richtig dabei“, gibt es insbesondere ein großes Statement für Freiheit und Liberalität: „Weil Geschlechter konstruiert sind und ich nicht an sie glaub. Und weil Liebe so schön bunt ist und Sex noch viel mehr. Das ist für alle Sterne die da draußen sind, lieb doch einfach wen du willst!“

In „Sterne“ wird diese Aussage in einem energischen Soundbett mit treibendem Bass transportiert - ein wirklich wunderbarer und zentraler Song des neuen Albums, der im Zeitgeist von zunehmender Härte und Intoleranz seine Berechtigung hat. Wie man es von SCHROTTGRENZE gewohnt ist, ist dies aber keine abgehobene Botschaft, sondern eine aus der eigenen Biographie abgeleitete Weisheit. Sänger Alex alias Saskia hatte Jahre gebraucht, um den Mut für sein Coming-Out aufzubringen. „Glitzer auf Beton“ ist mutig. Es ist gleichzeitig lebensfroh, melancholisch und klug: „Alles was uns bleibt ist nur ein Quantum Zeit“. Schön, dass wir dieses gemeinsam mit SCHROTTGRENZE teilen können.

Tapete records – VÖ 20.1.2017