kumpelbasis-der-luxus-unter-wilden-tierenDeutschpunkrock made in Kreuzberg!

Berlin: KUMPELBASIS haben für ihr zweites Album zehn Jahre gebraucht. Länger, als viele Bands überhaupt existieren. Die Kreuzberger haben es langsam angehen lassen, waren aber in Berlin immer präsent. In den einschlägigen Clubs der Stadt spielten sie regelmäßig und in den letzten zehn Jahren versuchten die Jungs, immer etwas Geld zu haben, sonst würden sie tot sein (um mal den bekanntesten Song der Band aus Kreuzberg zu zitieren). Der Refrain von “Hundstage“ dürfe das bekannteste sein, was

man außerhalb der Stadt von KUMPELBASIS kennt. “…lieber tot sein, als wie ohne Geld…“.  Von Experten wird dieser Song als Soundtrack der 00er Jahre gehandelt. Manchmal muss man alte Stücke nur aus der Versenkung rausholen, um wieder mal festzustellen, dass der Song gut ist. Und dieser ist gut! Auch wenn er für mich die ketzerische Coverversion von SLIMEs “Alptraum“ nicht vollends egalisieren kann (der Song ist in neuer Version als letzter Song ebenfalls auf dieser CD zu hören). Und dieser Song wurde zur Kifferhymne umgebaut – mir fehlen die Worte.

 

“Der Luxus unter wilden Tieren“ ist ein kryptischer Titel, der im ersten Song “Zyprinus“ weiter geht. Den Song muss man in Ruhe lesen, um ihn zu verstehen. Realismus abstrakt, würde ich mal sagen. Etwas einfacher ist “Dunkle Bilder“ zu verstehen. Den wundervollen Refrain möchte ich keinem verheimlichen: “…und die Bilder werden dunkler, jeden Tag ein bisschen mehr. Auf deinem Skateboard steht ein Blumentopf, das ist schon ganz schön lange her“. Jeder, der Freunde an den Alltag, an die Karriere oder an die Familie verloren hat, wird diese Zeilen so empfinden, als wären sie für ihn geschrieben. Die Texte sind intelligent, beobachtend und aus dem wahren Leben, der Realität. Manchmal sind sie vielleicht sogar etwas zu real, von der Wortwahl recht kurz gehalten, so dass die Texte im ersten Moment sperrig wirken. Dann sollte man die Lyrics noch mal lesen und den Song noch mal hören. Man kommt schon rein.

Mit dem Stück “Der Tag“ wagen sie sich wieder in Reggae-Gefilde vor. Klingt aber besser als bei “Alptraum“, vor allem textlich geht es in Richtung Peter Fox ( “Haus am See“ und “Schwarz zu blau“) und Farin Urlaubs “Zu Heiss“ (coole Nummer, hätte ich von der Band gar nicht erwartet).

Die weiteren Lieder gehen ebenfalls gut in die Gehörgänge. Sie erinnern hier und da an Bands wie TERRORGRUPPE, THE BOTTROPS, DIE SKEPTIKER und DRITTE WAHL.

Besonders “Keine Zeit“ geht extrem in Richtung DIE SKEPTIKER oder neue DRITTE WAHL. Als ob Eugen oder Gunnar mitsingen würden.

Nach TERRORGRUPPE klingt dann der Gassenhauer “Sag bloß nicht deutsch (zu mir)“. Ein Supersong gegen den neu aufkeimenden Nationalismus. Wie sagte Archi von der TERRORGRUPPE mal so schön? “Verhindert deutsches Leben“.

Mit “Berlin“ gibt es dann noch eine (fast rührende) Hommage an diese Stadt. Wenn ich mal wegziehen sollte, werde ich diesen Song immer hören.

Mit “Der Luxus unter wilden Tieren“ hat sich Kumpelbasis fast mit mir versöhnen können. Deutschpunkrock made in Kreuzberg, mal anders und mit Tiefgang, that´s KUMPELBASIS.

(Destiny / Brokensilence – VÖ 24.06.2011)