Nach den LASSIE SINGERS und Britta bringt Christiane Rösinger ihr erstes Soloalbum heraus. Die CD heißt „Songs Of L. And Hate“ (eine Hommage an das gleichnamige Album von LEONARD COHEN). Mit insgesamt 10 Songs, welche abwechselnd melancholisch und depressiv und trotzdem irgendwie sehr optimistisch daherkommen, hat sie ein sehr sympathisches musikalisches Päckchen gepackt. Auch auf ihren früheren Bandplatten waren einige Lieder von so etwas wie einer optimistischen Melancholie durchwoben. Auf ähnlichen Zutaten baut auch das neues Album auf. „Es ist ja alles so sinnlos“ singt sie oder „Desillusion, Desillusion, Desillusion“ oder „Das hat alles nichts gebracht“ - und doch ist ein äußerst sympathisches Werk entstanden, das einen gerade mit seinen todtraurigen Momenten innerlich aufbaut. Ihre Stimme hat sich seit den LASSIE SINGERS nicht groß verändert, nur ihre Themen sind irgendwie privater geworden. Dadurch hat dieses Album einen bipolaren Charakter bekommen und man erhält einen sehr privaten Einblick in das Seelenleben der Berliner Boheme. Sehr schön finde ich als Berliner ihre Hommage an „Berlin“ und ich kann mich da gut hineinversetzen, gerade weil es eben wieder regnet da draußen und ihre Lieder ganz hervorragend zu diesem Herbstwetter hier in der Hauptstadt passen. Hier kennt sie sich aus, und hier lebt sie auch. Und deshalb gelingt es ihr, Berlin mit einfachen und zutreffenden Worten zu beschreiben. Im Lied „Hauptsache raus“ heißt es dann „Ich tue was ich kann und ich lass mich nicht gehen, mich wird keiner am Boden sehen“. Das wirkt durch die musikalische Untermalung zunächst oberflächlich fröhlich, der Text zeigt jedoch einen gesunden Trotz und Optimismus. Zwiespältig irgendwie das Ganze, trotzdem handelt es sich hier um das positivste Lied des Albums. Erwähnenswert wäre dann da auch noch „These Days“, ein Cover des gleichnamigen Liedes von JACKSON BROWNE, mit neuem deutschen Text versehen. Ein schönes und intimes Album ist Christiane Rösinger da geglückt, mit viel Sinn und gutem Einfühlungsvermögen in die angeschlagene Seele. Bei aller Traurigkeit, welche dieses Album vielleicht beim ersten Hören verströmt, entlässt es den Hörer dennoch mit einem kleinen Lächeln in den tristen und grauen Großstadtalltag. Ein perfektes Herbstalbum, sag ich mal, ein Album für die stillen Momente!

avm