LABEL: Warner Music International – VÖ 28.01.11 |
---|
Zuletzt aktualisiert am: 16. Februar 2011
Der Titel des neuen Albums ist Programm - so wurde der Großteil der Lieder direkt im Proberaum aufgenommen. Keine großen Studios, kein Luxus, nix. Man kann das Berliner Quintett mögen oder nicht – aber in einer Sache dürften selbst die größten Kritiker nicht widersprechen wollen: Die Band erfindet sich auf jeder Platte neu, hat eine sehr ausgeprägte Experimentierfreude und wiederholt sich nicht.
Als ich vor einigen Monaten die erste Single „Milk and Honey“ angehört hatte war ich skeptisch. Der Song hatte zwar einen gewissen Charme, aber als erste Single für ein neues Album der BEATSTEAKS? Hm. Zudem war er ungewohnt ruhig und etwas poppig. Ich hatte kurzzeitig die Befürchtung, dass die Band in eine Richtung abdriften würden, mit der ich nichts anfangen kann. Jetzt wo ich „Boombox“ im Player habe, kann ich guten Gewissens sagen, dass meine Zweifel völlig unberechtigt waren und mich die BEATSTEAKS nicht enttäuscht haben. Im Gegenteil.
Doch ich will mal von vorne anfangen. Das Album beginnt mit dem Song „Fix it“. Harte Gitarrenspuren, keine Spur von Pop. „If we can’t fix this then we can’t fix anything”, dröhnt es. Ich musste das Lied einige Male hören, bis es mich zu hundert Prozent überzeugt hat, aber mittlerweile gehört es zu meinen klaren Favoriten. Der Sound klingt ein bisschen nach QUEENS OF THE STONE AGE. Dieses Gefühl kriege ich auch nicht los, als ich Song 3, “Cheap Comments” erstmalig anhörte. Arnims „bäbäbäbäbäbäbäbäbä“ geht sofort ins Ohr. Was eine gute und vor allem außergewöhnliche Nummer! So ganz anders, als alles was man vorher von den Jungs kannte. Die Tatsache, dass das Stück als zweite Single veröffentlicht werden wird ist daher nicht allzu überraschend. Kaum habe ich mich an den rauen Ton der beiden Lieder gewohnt, schlägt das Album mit „Let’s see“ eine komplett andere Richtung ein. Der Song versprüht gute Laune mit seinen lockeren Ska Einflüssen und lässt mich gedanklich bei 40°C im Schatten in einer Hängematte mit einem eisgekühlten Cuba Libre in der Hand liegen. „You will be fine I guarantee“, singt Arnim und ich möchte es ihm sofort glauben. Nach „Bullets from another dimension“, welches mich musikalisch noch am ehesten an die Vorgängeralben erinnert, folgt schließlich „Under a clear blue sky“. Wie auch im Lied „E.G.O.“ des Vorgängeralbums „Limbo Messiah.“ übernimmt hier Peter gesanglich die Strophen und Arnim den Refrain. Obgleich „Hey du“, welches Peter komplett alleine singt und mittlerweile auch durch SIDO etwas mehr Bekanntheit erlangt haben sollte und ein echter Dauerbrenner auf den Konzerten geworden ist, wundert es mich dennoch, dass er auf den Alben nur so selten zu Wort kommt. Eigentlich schade, wenn auch Arnims Stimme natürlich bezeichnend für die BEATSTEAKS ist.
Aber es geht weiter, mittlerweile bin ich schon völlig positiv auf das neue Album gestimmt und alle Zweifel sind längst vergessen. Es folgt „Access Adrenalin“. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mich das Lied eher in eine melodische oder in eine fröhliche Stimmung versetzt, irgendwie ist es eine Mischung aus beidem. Noch bevor ich mich entschieden habe folgt der nächste Song, welcher definitiv der härteste des Albums darstellt: ,,Behavior“. Ich wünsche mich auf der Stelle in den Mosh-Pit eines wilden Rockkonzertes. Arnim muss in diesem Lied ein weiteres Mal als Sänger zurücktreten, denn den Gesangspart übernimmt dieses Mal Bernd und brüllt „I‘m not gonna wear your shirt!“ und wird gefolgt von einem chorähnlichen Gesang, der einen beeindruckt aufhören lässt.
Der nächste Song ist „Automatic“, in den ich mich schon bei den 30-sekündigen Hörproben verliebt hatte. Insbesondere die Gesangsstelle „Standing on shaky ground, walking on thin ice, never use a safety net, you never get trapped.” geht sofort ins Ohr. Mit seinen Reggae-Einflüssen ist er der beste Anwärter für den neuen Sommerhit. Die süße Kinderstimme am Ende des Songs ist übrigens die Tochter von Torsten, die uns freundlicherweise nochmal die Namen der Bandmitglieder erklärt. Zusammen mit “Cheap Comments” ist dieser Song mein persönliches Highlight auf dem Album. Mit dem schönen “Alright” neigt sich das Album langsam aber sicher dem Ende. Das letzte Lied ist das sehr ruhige „House on Fire“ - ein Song, der ins Herz geht, das „What’s coming over you“ der Boombox. Das Album ist zu Ende und ich bin vollends begeistert und mache mir Vorwürfe, wie ich jemals auch nur eine Sekunde an dieser Band zweifeln konnte.
„Boombox“ hat meine Erwartungen erfüllt und sogar noch weit übertroffen. Es enthält Songs für alle Lebens- und Gefühlslagen. Die BEATSTEAKS haben es erneut geschafft ein Album aufzunehmen, bei dem ich kein einziges Lied skippen möchte. Nicht nur die Einzelprodukte, sondern vor allem das Album als Ganzes ist umwerfend, es passt einfach zusammen, ich möchte es immer und immer wieder hören und jedes Mal begeistert es mich aufs Neue. Es ist das perfekte Album zum aufdrehen beim Auto fahren mit heruntergelassenen Scheiben und Sonnenschein, aber genauso dient es in weniger schönen Zeiten des Alleinseins. Einziger Kritikpunkt ist von meiner Seite aus – wie bei nahezu jeder BEATSTEAKS Platte – die relativ kurze Dauer, so kommt auch diese Platte nur auf eine Gesamtlaufzeit von 34 Minuten. Zwar soll es bei Musik nicht um Quantität gehen, aber 10 Minuten länger wären dennoch nett gewesen.
ype
|