LABEL: Eigenveröffentlichung: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! - VÖ: Mai 2011 |
---|
Zuletzt aktualisiert am: 01. Juni 2011
Bin mittlerweile skeptisch, wenn ich ein Album einer Band ohne Plattenvertrag oder von irgendeinem obskuren Kleinstlabel vor mir habe. Zu oft wurde schnell klar, warum sie keinen Plattenvertrag hat: Klingt wie alle anderen, nur ein bisschen uninspirierter.
Jetzt also CLAP YOUR HANDS TWICE. Kommt in Vinyl (ungewöhnlich), hat das Album als CD beigelegt (vorbildlich), gibt Poster und Aufkleber und Postkarte dazu, und das ist alles für 10 Euro plus Porto nur über die Band selbst zu besorgen. Versucht hier jemand mit einem Kampfpreis und vielen Giveaways zu kaschieren, dass die Musik scheiße ist? Eindeutig: Nein. „Homecoming“ flufft so durch, dass es eine Freude ist. „True Punkrock“ nennen sie es und ich komme zu einem Kritikpunkt, den ich hier schnell noch loswerden will: Warum muss heute alles Punkrock sein? Wahrscheinlich weil so Gruppen wie NICKELBACK unter „Alternative“ firmieren. Egal. Da tauchen also plötzlich drei Jungs aus der schwäbischen Provinz auf und klingen so reif, abgeklärt und unverdorben wie die KINGS OF LEON bei ihrem Debüt. Oder vielleicht auch wie MANDO DIAO in ihren rockigen Nummern. Jedenfalls nicht provinziell. Und definitiv auch nicht bodenständig, denn dieses Wort verbinde ich mit Bausparvertrag, Riesterrente, Reihenhaushälfte und Blumenrabatten. Nein, „Homecoming“ klingt roh, ungeschliffen und mitreißend. Und ist dabei durchzogen von dieser zarten Melancholie, die man verspürt, wenn man durch die Straßen seiner (bodenständigen) Heimatstadt geht – und feststellt, dass alles beim Alten geblieben ist und dennoch nie mehr so sein wird, wie es mal war. Dass man sich freut, wieder hier und nirgendwo anders zu sein und dennoch glücklich darüber ist, jederzeit verschwinden zu können. Ehrliche Gefühle. Ehrliche Musik. Ehrliche Empfehlung.
JAY
|