LABEL: Fat Wrack / Edel - VÖ: 22.04.2011 |
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Zuletzt aktualisiert am: 17. Juni 2011
POUR HABIT spielen viel im Vorprogramm von Bands wie PENNYWISE oder NOFX, und wenn es im Musikbusiness doch noch so etwas wie Gerechtigkeit gibt, ändert sich das bald. „Got Your Back“ ist eine wilde Mischung aus Hardcore, Punk und Metal, die ab und an mal von Reggae (ja: Reggae) unterbrochen wird. Und wirklich: ich hasse Reggae von ganzem Herzen, aber hier beschert er mir die schönsten SUBLIME-Momente. Thematisch geht’s um Politik, Gesellschaft, Party und Saufen. „Pour Habit“ sei kryptisch, „ein Wortspiel, das mit Trinken zu tun hat“ – und zwar, schätze ich, mit folgendem Klassiker: „Trinken sie immer so viel?“ „Nein, das meiste verschütte ich.“ Kann mich aber irren.
Zurück zum Thema. „Dead Soldier's Bay“ ist ein Hammersong, den POUR HABIT nur in einem Anflug von Größenwahn ganz an den Beginn dieses Albums gesetzt haben können – dachte ich, bis ich den Rest hörte, den ich genauso gut fand, mit Ausnahme von „Gutterblock Boy“; andererseits dauert das auch nur 80 Sekunden und findet dennoch Platz für zwei Strophen, drei Refrains und ein Killergitarrensolo. Aber ich war bei „Dead Soldiers Bay“: Beginnt mit (Thrash-)Metal-Riffs, um diese in der Strophe mit Hardcore-Rhythmus und einem seltsam-melodiösen Emo-Gesang zu verquicken, der ein wenig an THE OFFSPRING und manchmal sogar an den jungen DANZIG erinnert, wenn er ganz hoch singen musste. In der Mitte ein klasse Sleazerock-Break, bis schließlich alles im Doublebassgewitter explodiert. Was für ein Ritt! Dieser wilde Stilmix zieht sich durchs gesamte Album, bis auf die oben genannten Reggaemomente: Zwei Tracks, die in sich die homogensten der Platte sind, welche dadurch selbst wiederum heterogen klingen müsste.
Eigentlich, denke ich, passt das alles überhaupt nicht zusammen: Musiker, die selbst in höchstem Tempo wahnsinnig exakt und sauber spielen, dabei aber Musik produzieren, die nie seelenlos-digital klingt, sondern organisch, lässig und im besten Sinne analog. Und obwohl die einzelnen Songs wirken, wie „ein Berg, der auf deinem Gesicht landet“ (so die durchaus zutreffende myspace-Eigenbeschreibung), finde ich auf Got Your Back“ Raum für die unterschiedlichsten Stimmungen, von Ausgelassenheit über Melancholie bis Zorn. Die Kalifornier veranstalten wirklich ein Massaker, aber sie tänzeln dabei wie der große Ali. Ich trete nochmal einen Schritt zurück und betrachte das Kunstwerk aus sicherer Entfernung. Und plötzlich verbindet sich der wilde Stilmix zu einem wunderbar klaren Gemälde. Plötzlich ergibt alles einen Sinn. Wie geht das? Unwichtig. Hauptsache, es funktioniert.
JAY
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