BAND: MORBID ANGEL
ALBUM:

LABEL: Season of Mist – VÖ: 06.06.2011
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Zuletzt aktualisiert am: 09. Juli 2011
Kein Album der vergangenen Jahre hat die Death Metal Szene derartig intensiv beschäftigt wie das Comeback der kranken Engel um David Vincent. Was war im Vorfeld nicht alles über das „I“-Album zu lesen? Techno, Hardcore, Industrial, dem Metal abgeschworen, Verrat an den Fans etc. etc. Nun, um es kurz zu machen: MORBID ANGEL ist für meinen Geschmack ein absoluter Geniestreich gelungen! „Illud Divinum Insanus“ steht am (derzeitigen) Ende einer Entwicklung, die sich über 25 Jahre hinzog und in deren Verlauf die Band von einer lupenreinen Death/Thrash Metal-Band zu einer polyvalenten Künstlervereinigung mutierte. Das muss man nicht gut finden, aber es erscheint mir nur logisch. Der musikalische Anspruch der Herren Azagthoth und Vincent kann es niemals gewesen sein, das siebte „Altars of Madness“-Album zu veröffentlichen, stattdessen drückten die Einflüsse aus LAIBACH-EBM, Industrial und Mozart-Klassik den Scheiben der Amis schon im vorvergangenen Jahrzehnt der 90er ihren (wenn auch nur leichten) Stempel auf! Die Techno-Intros der 2008er Tour stießen ja bereits manchem Fan sauer auf, aber wie MORBID ANGEL in „Too Extreme!“ dann direkt im ersten Song der Rückkehr nach acht Jahren sämtliche denkbaren Grenzen überschreiten und den konservativen Death Metal-Hörer kompromisslos abwatschen, ist in der Tat beeindruckend und nur als völlig extrem zu bezeichnen! Gänzlich lösen wollen oder können sich die Vier dann aber auch nicht. „Existo Vulgore“ ist einer der Songs der alten Schule, die letztlich sogar das Gros des Albums bilden und Saitenhexer Trey von seiner besten Seite zeigen. Auch das schon länger bekannte „Nevermore“ beeindruckt die alten Fans durch typisches MORBID ANGEL Riffing und Vincents ausdrucksstarkes Gebrüll. Vollends durchgeknallt erscheint dann allerdings der im tanzbaren Club-Rhythmus komponierte Disco-Stampfer „Destructos vs the Earth/Attack“. Ich gebe es zu: Ich liebe diesen Song! Auch der kontroverseste Track des Albums „Radikult“ tendiert in die Elektro/Industrial-Richtung, wird aber durch extrem fette und tiefe Gitarren zu einem Bastard der Musik-Stile aufgeblasen und hinterlässt beim Rezensenten ebenfalls einen überaus positiven Eindruck. Fazit: MORBID ANGEL bieten hier teilweise absolut schwer verdauliche Kost, die dem typischen Death Metal-Fan einiges abverlangt und ihn womöglich deutlich angeschlagen zurücklässt. Offene Musik-Liebhaber, die gerne über den Tellerrand hinaushören und nichts gegen die Fusion von hartem Metal und EBM einzuwenden haben, werden ihren Spaß an der Scheibe und speziell an den ungewöhnlichen Parts haben. Bei mir wird in den nächsten ein bis zwei Wochen wohl kaum was anderes im Player kreisen. Großartig!
d. von junzt
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