LABEL: Eigenproduktion / YOK – VÖ: 2011 |
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Zuletzt aktualisiert am: 05. Dezember 2011
Wer intelligente, wahre und witzige deutsche Texte ohne erhobenen Zeigefinger sucht, kommt an REVOLTE SPRINGEN nicht vorbei. Das gilt auch für das vorliegende Livealbum, welchem (entgegen den ungeschriebenen Gesetzen der musikindustriellen Veröffentlichungspolitik) dankenswerterweise die Texte beiliegen. Das ist insofern auch nicht ohne Bedeutung, als dass „Revolte Inside" so etwas wie den Gegenentwurf zu blitzeblankgeputzten Konzertkonserven wie etwa der letzten BIFFY-CLYRO-Platte darstellt. Gegenentwurf, weil bei REVOLTE SPRINGEN tatsächlich Live-Feeling aufkommt, inklusive Verspielern, schiefen Tönen und rauer Produktion. Danke dafür, denn Perfektion ist nun mal laaaaangweilig.
Musikalisch basiert das Ganze auf Percussion, Akkordeon, Bläsern und viel viel Gesang. Gitarren gibt's auch, die stehen aber eher im Hintergrund. Man soll ja die Texte auch verstehen, denn die sind wichtig, was aber nicht heißen soll, dass die Musik scheiße wäre. Im Gegenteil. Ich ertappe mich immer wieder dabei, wie ich „Alle Städte" leise vor mich hin summe, während ich durch Berlin laufe. Unterbrochen werden die Songs durch lustig-ernsthafte Geschichten, zum Beispiel vor dem „Gartenzwerghasslied", das es hier sogar in a capella und als HipHop-Version gibt, die ihre ganz eigene Relevanz haben. So versteht man auch, warum sich REVOLTE SPRINGEN als Kleinkunstpunks bezeichnen. Selten eine so treffende Selbstbeschreibung gehört.
„Revolte Inside" ist ein Zeitdokument subkultureller Befindlichkeiten und eine gesellschaftliche Zustandsbeschreibung gleichermaßen. Gut, dass sich das Berliner Musikerkollektiv seinen Humor bewahrt hat. Eher Kabarett als Punkrock, eher Punkrock als Liedermacher. In dieser Mischung sicherlich einzigartig.
JAY
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