LABEL: Die Eigene Gesellschaft – VÖ: 30.09.2011 |
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Zuletzt aktualisiert am: 04. Februar 2012
Mit den Worten ‚Ich habe nichts zu sagen' eröffnet Max Müller (Vocals) uns einen kleinen Krieg. Solch vornehme Zurückhaltung findet sich selten im großmauldeutschen Popbetrieb, weshalb MUTTER auch nach 25 Jahren Bandgeschichte mit eben diesem nicht das Geringste zu tun haben. Schon der Name des bandeigenen Labels, Die Eigene Gesellschaft, weist auf die Lichtjahre vom real existierenden Populismus entfernt liegende Parallelwelt, aus der uns nun das zehnte Album der Berliner Band entgegen schallt.
Der unverwechselbare Sound von MUTTER, ein brachialer, abgebremster Noiserock, zu dem sich mit den Jahren vermehrt gefälligere, chansonartige, zurückhaltendere instrumentierte Stücke gesellt haben, hat sich auch auf „Mein Kleiner Krieg“ nicht wirklich verändert. „Von dem schönen Schein und dem dummen Sein“ und „Wo die Sonne nicht scheint“ sind zwar - auch durch die vergleichsweise luftige Produktion – überraschend nahe am Indiepop gebaut, das zehnminütige Epos „Stimmen (kannst du sie hören)“ hingegen, mit seinen zeitlupenhaft um sich selbst kreisenden Krachwellen, ist klassischer MUTTER-Lärm, wie man ihn seit ihrem 89er-Debüt „Ich schäme mich Gedanken zu haben die andere Menschen in ihrer Würde verletzen“ von ihnen kennt. Stücke wie „Häuser ohne Augen“ oder die Heinz Rühmann-Adaption „Regenwurm“ wandeln auf ähnlichen musikalischen Pfaden, und mit „Kanndies“ ist sogar ein richtig wütender Uptempo-Punkrock-Song auf der Platte gelandet.
Was MUTTER aber schon immer am meisten von anderen Bands abgehoben hat, ist Max Müllers eindringlicher Gesang und seine äußerst ehrlichen, direkten Texte, die sich ohne Ausflüchte mit den äußeren wie inneren Zumutungen des Daseins auseinandersetzen. ‚Das Böse, es lauert auf symmetrischen Pflastern, zwischen Geranien und blauen Säcken, enttäuscht von sich selbst' heißt es in „Wo Die Sonne nicht scheint“, das wie kein anderes Lied das Lebensgefühl im deutschen No-Go-Nirgendwo einfängt. ‚So unwohl wie hier können die anderen sich gar nicht fühlen'. Und ‚wo kein Mond die dunkle Nacht erhellt' kann man immerhin froh sein, in der Dunkelheit der neuen MUTTER-Schallplatte zu lauschen. Man fühlt sich danach nicht besser, aber man ist mit seinem Leid nicht mehr allein.
TIPP: Interviewstory geplant für den kommenden WAHRSCHAUER #61!
TRUDI
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