BAND: THE JEZABELS
ALBUM:

LABEL: Play It Again Sam / Rough Trade - VÖ: 02.03.2012
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Zuletzt aktualisiert am: 15. März 2012
Mit „Prisoner“ gibt es Musik einer hervorragenden Band aus Down Under. Australien und Neuseeland sind ja nicht gerade arm an exzellenten Musikern. Überwiegend sind das aber erdige, maskuline Künstler in Blues-, Folk- und harter Rocktradition, Formationen wie die Australier AC/DC, NICK CAVE, THE BEASTS OF BOURBON oder der Neuseeländer DELANEY DAVIDSON (um auch einen neueren Act zu nennen). Ansonsten gibt es höchstens noch schönen Sommer-Pop, der dem regionalen Klima entspricht. Bands wie THE JEZABELS aus Sydney, die eher kühlen, epischen Indierock mit einem Schuss Goth-Romantik zelebrieren sind da eher selten. Das vorliegende Debüt der Band, die zuvor bereits mehrere EPs produzierte, ist schlicht eine Sensation! Gleich der Eröffnungs- und Titelsong „Prisoner“ hat mich derart vom Hocker gehauen, wie ich das bei einem Indierock-Act zuletzt vor Jahren bei „Welcome To The Night Sky“ von WINTERSLEEP erlebt habe. Besonders die Vocals von Frontfrau Hayley Mary sind unglaublich. Das „Prisoner“-Intro beginnt mit einem düster-sakralen Orgelsound, unterlegt von einem schrammelig, dichten Gitarrenteppich. Dazu klingt Haley Marys Stimme so gebrochen-hoffnungslos wie die von Mike Scott (WATERBOYS), um nach einem Break in die kehlige, dramatische Tonlage von Siouxsie (SIOUXSIE AND THE BANSHEES) zu wechseln. Das geschieht so authentisch, dass ich ohne Vorinformation geschworen hätte, es gäbe was Neues von SIOUXSIE AND THE BANSHEES. Stellenweise hat Hailey Mary auch etwas vom stimmlich süß-hysterischen Ausdruck von Toyah Wilcox (TOYAH), so in „Long Highway“, um dann auch einfach mal ein bisschen nach Amy Macdonald zu klingen („Deep Wide Ocean“). Das alles sind aber nur Facetten ihrer eigenen, klaren Stimme, die sie völlig unangestrengt und natürlich an- und abzuschalten vermag. Besonders toll ist auch die dichte, intensive Gitarrenarbeit von Sam Lockwood. Mal kommt die per Bassgitarre tieftonig, erdig und surrend wie ein australischer Wildbienenschwarm daher, an anderer Stelle ist sie so transparent, leicht und unterkühlt, dass der Sound regelrecht abhebt. Man verbindet diese Musik dann eher mit einer skandinavischen, als mit einer australischen Band. Die dreizehn, kollektiv entstandenen Songs sind allesamt großartig und aus einem Guss. So großartig, dass man gar keine einzelnen Stücke hervorheben möchte.
Jo Neujahr
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