Irgendwie kam mir die Band bekannt vor. Und tatsächlich, als ich in meinem alten Hirn kramte, fiel mir ein, dass HALBSTARKE JUNGS beim Jubiläumskonzert 20 Jahre NO EXIT gespielt haben. So richtig schlecht fand ich sie im letzten Jahr im Berliner H.O.F. 23 nicht... eben eine junge Band, die druckvollen Oi spielt. HALBSTARKE JUNGS positionieren sich mit ihrer EP „Dissonant“ stark in Richtung Oi, wobei die Rockelemente nicht fehlen und sie somit auch in der Deutschrockecke nicht komplett verloren dastehen. Die Band aus Gräfenhainichen gibt sich wahrlich Mühe einen Sound zu spielen, der eingängig und kräftig daherkommt. Von der Aufnahme gelingt das den Jungs auch, was allerdings textlich nicht der Fall ist. Da wird manchmal mit dem Rhythmus zusammen ganz schön geholpert - einige Textstellen scheinen mit der Musik einfach nicht zusammen zu passen und der Gesang hat auch nicht die Power, die er bräuchte, um das Ganze zu einem ordentlichen Gesamtbild zu bringen. Für eine so junge Band ist es dann aber doch erstaunlich, dass Matti von GUMBLES und Schulle von TOXPACK die Gruppe bei jeweils einem Song unterstützen. Die beiden sind ja durchaus bekannt in der Szene. Damit kann man dann schon angeben und wird sicher auch den ein oder anderen Neugierigen anlocken können. Insgesamt wäre es also bis hier eine ganz ordentliche Oi-Scheibe einer noch unbekannten Band, die durchaus was aus sich machen könnte. Um das Album in seiner Gesamtheit bewerten zu können muss man jedoch einen Schritt weiter gehen. Da sind nicht nur die Texte, die manchmal mit der Musik nicht zusammenpassen wollen, sondern da ist auch die folgende Zeile im Song „Feindbild“: ' …Mit Stolz auf die falschen Farben, stehst du da, schreist hirnlose Parolen, wie die Antifa.'. Der Song an sich geht gegen den braunen Dreck auf unseren Straßen, was also absolut in Ordnung geht. Die genannten Zeilen allerdings nicht. Man mag ja nicht mit allem einverstanden sein, was die Antifa macht, aber in Zeiten, in denen Nazis unbehelligt jahrelang mordend durch die Lande fuhren, sollte eine Kritik an der Antifa nicht pauschal erfolgen, sondern wenn, dann konkret. Die Antifa ist als Gegengewicht zu einem sich verbreitenden und mordenden Rassismus wichtiger denn je.

Frank