LABEL: Tumbleweed Records / Broken Silence – VÖ: 20.01.2012 |
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Zuletzt aktualisiert am: 07. April 2012
KIESGROUP haben auf „Shantychrist" die Heterogenität zum Prinzip erhoben und sich auf dem Feld des Kunstpunks ausgetobt. Das fängt bei der leicht dadaistischen Presseinformation an (mit Sätzen wie ‚Die Popreferenzhölle brennt lichterloh‘), setzt sich beim Albumcover fort (das ein Kunstwerk mit dem Titel „Adolf fühlt sich wieder ganz gut" ziert) und endet in der Albumkonzeption. Songs wie „Shanghai" oder „Heimweh" bedienen sich disharmonischer Musik, herausgestelltem Sprechgesang und wirren Texten bei den GOLDENEN ZITRONEN, „Call-Center-Agent" ist ein elektrominimalistisch-zynisches Manifest, „Im Knast" verwirrt an der richtigen Stelle mit Saxophoneinsatz. Es passt ins Bild, dass „Shantychrist" mit einem knapp halbstündigen Hörspiel endet („Sommerzeit", ein auf dem Jazzklassiker „Summertime" basierender Krimi).
Soviel Kunst strengt mich immer ziemlich an. Dann bin ich froh, wenn etwas so simpel-schön gesäuseltes wie „Wenn die Müdigkeit ruht" den bedeutungsschwangeren Kontext mit lässigen Textzeilen auflockert (‚Warum habt ihr nie nach uns gefragt / Warum muss ich in den Penny-Markt?‘).
Das Werk fordert den Hörer - ob zu Recht, mag ich (noch) nicht abschließend beurteilen. Ich weiß schlicht nicht, ob sich hinter der künstlerischen Fassade etwas Handfestes versteckt - oder ob es nur eine seltsam funkelnde Verpackung ohne Inhalt ist. Das herauszufinden unterliegt jedem Einzelnen selbst. Kunst ist, was gefällt und kommt von Können. Na denn.
JAY
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