BAND: ATTILA THE STOCKBROKER'S BARNSTORMER
ALBUM:

LABEL: Mad Butcher Records
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Zuletzt aktualisiert am: 07. April 2012
Attila, der Börsenmakler und die provinziellen Wahlredner. Supername für 'ne Punkband, wenn ich's mit Hilfe meines Langenscheidts richtig übersetzt habe. Jawoll: Langenscheidt. Die älteren Leser werden sich erinnern. Für die folgenden Informationen musste ich das Internet bemühen, weil Tibor Kneifs Rocklexikon überraschenderweise nix hergab. Immerhin gibt's einen Wikipedia-Eintrag, der auf Englisch natürlich viel länger ist. Hallo Langenscheidt. Auffällig ist die enorme Anzahl an 29 musikalischen Veröffentlichungen seit 1980, das zweite ist, dass er auch sechs Bücher mit Gedichten geschrieben hat und das dritte sind die über 2500 gegebenen Konzerte. Attila hat die D.I.Y.-Attitüde des Punk schon 1980 aufgesogen und einfach immer weitergemacht. 1994 gründete er BARNSTORMER, übrigens mit CAPTAIN SENSIBLE von THE DAMNED. Der ist aber kurz darauf schon wieder ausgestiegen, um sich auf das zu konzentrieren, was er Solokarriere nennt. Seit geraumer Zeit ist Attila - das fällt bei Wikipedia nicht sofort ins Auge - offizieller Teamdichter des Brighton & Hove Albion F.C., eines 1901 gegründeten Fußballklubs aus Englands zweiter Liga mit einigermaßen tragischer Geschichte, die so etwas wie ein Happy End hat (näheres würde an dieser Stelle zu weit führen). Warum erzähle ich das alles? Weil das der Rahmen für „Bankers & Looters" ist, einer EP mit nur sieben Songs ohne Lückenfüller. Ein Album über die Wirtschaftskrise im weiteren Sinn, davon kommen ja in letzter Zeit immer mehr raus, aber wenige, die das Geschehen so zynisch-humorvoll auf den Punkt bringen. Der Opener „Looters" erklärt in zweieinhalb Minuten, dass Stehlen völlig okay ist, solange man dabei einen Anzug trägt. Dazu gibts ein Gitarrensolo, das mit einem dieser wundervoll schrägen Töne einsteigt, die ich so liebe. Es klingt, wie in der Garage aufgenommen. Im weiteren Verlauf wird der Tod Maggie Thatchers („Maggots 1 Maggie 0") vorab als Mitgröhl-Hymne gefeiert und der "rote Elvis" („Dean Reed") mit gitarrengetriebenem Rock’n‘Roll geehrt. Und nebenbei erfahren wir, warum es eben nicht "Only Football" ist. Das alles klingt, obwohl (oder weil?) es mit möglichst reduzierten Mitteln arbeitet, komplett erfrischend. Wie es sich für echten Punk gehört, gibt's die ganze EP auf ATTILAS Homepage zum Anhören, aber der Kauf der CD (um die acht Öcken) lohnt sich wirklich, denn im Booklet gibt es nicht nur die Texte, sondern auch der Bandleader interessante Geschichten zu jedem Song zum Besten, was für Langenscheidt-abhängige Typen wie mich ziemlich praktisch ist. Zwischen Punk, Rockabilly und Irish Folk durchgängig im Lo-Fi angesiedelt ist das hier der Gegenentwurf zur Vintage-Fender-Stratocaster mit Abnutzungsspuren ab Werk. Denn hier ist alles echt.
JAY
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