LABEL: Rügencore Records / New Music Distribution – VÖ: 2.3.2012 |
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Zuletzt aktualisiert am: 17. April 2012
Plattdeutsch lern is nich eeenfach!
Die Rügener haben die weltweit erste plattdeutsche Trashrockplatte veröffentlicht. Nebenbei ist es auch noch eine Best-Of. Ein lebenserfahrener Kapitän schaut einem vom Cover freundlich ins Gesicht. So böse wie der Albumtitel es vermuten lässt sieht der Mann nicht aus. Das CD-Cover kommt im aufwendigen Digipack daher. Komplett aufgefaltet ergibt es ein Kreuz in dunklem blau. Dunkelblau wie die Ostsee in der Dämmerung.
Neben dreizehn bekannten Kompositionen ist auf der Scheibe auch ein neues Lied - und zwar der Titelsong.
Wie so oft bei COR muss man sich erst an den Sound der Scheibe gewöhnen. Der Gesang von Friedemann ist etwas leise, nicht einfach zu verstehen und mit deutlich weniger Volumen, als wenn der Musiker aus Rügen auf der Bühne steht und sich die Seele aus dem Leib singt. Daran sollte man bei zukünftigen Aufnahmen mal denken. Mich selbst hatten die ersten COR-Platten fast erschrocken - verglichen mit den Livequalitäten der Band.
Die Rügener haben sich mit der Platte wieder sehr viel Mühe gegeben. Der Anspruch war, nicht nur inhaltlich sondern auch grammatikalisch alles korrekt in Plattdeutsch zu singen. Das ist aufgrund der unterschiedlichen Aussprache, Betonung, Wortlänge und Bedeutung gar nicht so einfach, sollte doch der Text den Song nicht verändern. Das Projekt wurde nur durch monatelange Arbeit, Mühe, Geduld
und den Willen was Neues zu veröffentlichen, realisiert.
An die plattdeutschen Songtexte gewöhnt man sich komischerweise schon ab dem zweiten Stück. Vielleicht liegt es daran, dass die Songs bekannt sind und man die Texte kennt (oder der erste Song wurde separat aufgenommen?).
Plattdeutsch ist eine Sprache, die erst langsam eine Renaissance erfährt. Die älteren Menschen an der Küste beherrschen sie noch. Aber wenn man bei den jüngeren Generationen schaut, wird es eng. Häufig wird die Sprache nur durch ehrenamtliche Arbeit engagierter Senioren bewahrt. Plattdeutsch ist für die Menschen weit mehr als ein Dialekt. Es ist ein Stück Heimat und Identifikation.
Die für die Scheibe ausgewählten Songs bieten einen Querschnitt durch das Schaffen der Band. Stücke wie „Körpereinsatz“ („Körperinsatz“), „Lass sie nicht rein“ („Lot se nich rinn“) oder „Sound der Straße“ („Klang vonne Straate“) sind natürlich ein Muss. Daneben finden sich Songs, die den Musikern besonders wichtig sind wie „Segeln“ („Sägeln“).
Durch das konsequente Beibehalten des Plattdeutschen muss man sich Zeit nehmen. Dann entfaltet sich nicht nur die Platte, sondern es kommen auch immer mehr Verknüpfungen zusammen, welche sprachliche Herkünfte und Ähnlichkeiten das Plattdeutsche beispielsweise mit dem Niederländischen aufweist. Nach mehrmaligem Hören kann man schon ein wenig mitsingen.
COR haben mit „Snack platt orrer stirb“ bekannten Songs ein komplett neues Gewand übergezogen, was einen (nach anfänglich eher vorsichtiger Betrachtung) zu Begeisterungstürmen bewegen kann. Das einzige Manko an der Scheibe sind die Texte, die in Schreibschrift aufgedruckt und nur schwer zu lesen sind. Dit macht det plattdeutsch lern nich eeenfacher.
Ich freue mich schon auf die plattdeutsche Live-Darbietung!
TIPP: Einen der Songs könnt Ihr auf dem kommenden WAHRSCHAUER #61 hören. Dazu gibt es ein Interview mit Sänger Friedemann.
Frank
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