LABEL: Trocadero / Indigo |
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Zuletzt aktualisiert am: 09. Juli 2012
Hamburgs wohl lustigster Liederschreiber hat in den letzten Monaten unter anderem durch seine Präsenz in der TV-Sendung neoParadise zum Amüsement seiner Anhänger beigetragen, in der er sich schon einmal als Charles Schulzkowski tarnte und völlig besoffen auf dem roten Teppich der Berlinale Bully Herbig anpöbelte, weil dieser weder einen mit ihm trinken noch ihm einen Kuss geben wollte. Aktionen wie diese gepaart mit dem Bundesvision-Song-Contest-Kracher „Mach den Bibo“ mögen auf Leute, die sich nur oberflächlich mit Olli auseinandersetzen, vielleicht den Eindruck erwecken, dass er nichts als Quatsch im Kopf hat. Doch hört man bei seiner Musik mal genauer hin, stellt man sehr schnell fest, dass hinter der Fassade ein unglaublich guter und kreativer Songschreiber steckt, der auch ernste und nachdenkliche Texte zu schreiben weiß. So bringt auch die aktuelle Platte eine gelungene Mischung aus Quatschsongs und ernsteren Stücken. Was letztere betrifft wäre da zum Beispiel der wunderschöne Einsteiger „Wenn es gut ist“ zu erwähnen, in dem es heißt: „Wie oft muss man mit dem Kopf gegen die Wand rennen, um für sich selber zu erkennen: Wenn es gut ist, wird es schön sein und ein Leben lang passieren. Wenn es böse ist, dann weißt du's und du wirst es schnell verlieren“. Ebenso poetische Worte finden sich in „Der kleine Bär“. Das Stück war Besitzern der „Der Moment“-Single schon lange vor Erscheinen des Albums in etwas langsamerer Version bekannt: „Der kleine Bär hat es verstanden, dass man alles nicht versteht. Dass die Sonne nur ein Arsch ist, der die kleinen Hühnchen brät.“ Bestes Lied der Platte stellt zweifelsohne das nachdenkliche „Ich dachte, du bist es“ dar, welches von dem ebenfalls grandiosen Liedermacher Gisbert zu Knyphausen in Form von Backing Vocals begleitet wird und sich sofort im Ohr festsetzt. Der vorletzte Song des Albums, „Verliebt in 2 Mädchen“, ist eine wunderschöne Hymne an Ollis Frau und Tochter und besingt: „Nichts hält mich auf, nichts hält mich auf - auf meinem Weg zu euch.“
Doch wie bereits angedeutet kommen natürlich auch die Gute-Laune-Songs auf der CD nicht zu kurz, so macht sich Olli in „H.D.F.K.K.“ (Kurzform für „Halt die Fresse krieg’n Kind)“ über Leute lustig, die ständig nur schlecht gelaunt sind und über alles und jeden meckern. Völlig ohne jegliche Selbstzweifel singt Olli desweiteren in „Irgendetwas fehlt“: „Da ist irgendwas, das fehlt dir, das fehlt dir so sehr. Und ich glaube… das bin ich!“. Und als hätte man nicht ohnehin schon oft genug gelacht und geschmunzelt, setzt Olli mit der letzten Nummer „Danke an alle“ dem ganzen nochmal die Krone auf. Hier dankt er in typischer Schulz-Manier noch einmal allen Buchstaben, die auf der Platte mitgewirkt haben und abschließend auch noch jedem einzelnen Instrument, den Möbeln oder gar den Boxen und Reglern. Auf der CD befinden sich zudem immer wieder kleine im Studio spontan entstandene Kurztracks, welche lustige Gespräche oder auch mal einen kleinen Rap beinhalten.
Den wenigsten Künstlern gelingt es, auf der einen Seite der komplette Entertainer zu sein und Konzerte zu spielen, bei denen man mehr lacht als bei jedem deutschen Komödianten. Auf der anderen Seite jedoch kann Olli auch unglaublich ernste und traurige Lieber schreiben, und wirkt dabei immer noch komplett authentisch. Genau diese Kombination macht Olli Schulz einzigartig und zu einem wahnsinnig großen Künstler.
ype
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