LABEL: Roadrunner Records / Warner - VÖ 18.05.12 |
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Zuletzt aktualisiert am: 09. Juli 2012
Wer Slash gemeinhin nichts Besonderes abgewinnen kann, braucht ab hier nicht weiterzulesen - sorry, keine Hits à la "Sweet Child 'O Mine" für Euch. Wer sein Gitarrenspiel jedoch schätzt, das in der Tat immer noch so klingt, "als würde er einen Becher Schlagsahne über die Saiten laufen lassen" (so ein ehemaliger Gitarrenlehrer): Herzlich Willkommen.
Unter uns: Sein erstes Soloalbum fand ich nicht so dolle. Zu viele Köche verderben vielleicht doch den Brei, dieses santanamäßige Leute-um-sich-Scharen ist anscheinend die Sache unseres zylinderbewehrten Axtschwingers nicht. Nein, er scheint eine Band um sich zu brauchen, das hat das großartige erste VELVET-REVOLVER-Album "Contraband" gezeigt und das zweite eindrucksvoll bestätigt, als die Band längst eine mit Drogenproblemen behaftete Zweckgemeinschaft geworden war. Bei dem Gedanken an "Libertad" schüttelt es mich noch heute. Insofern hatte das erste Soloalbum auf jeden Fall was Gutes: Er lernte Myles Kennedy von ALTER BRIDGE kennen, mit dem er jetzt ein Songwriter-Team bildet. Angenehmer Nebeneffekt: Der Mann kann singen (auch wenn ich persönlich mehr auf tiefere Stimmen stehe).
Von "Apocalyptic Love" war ich dennoch zunächst enttäuscht, habe es aber wider vermeintlich besseren Wissens mehrmals neben der Arbeit durchgehört, es groovte halt einfach ziemlich schön. Es muss in der Mittagspause gewesen sein, als ich plötzlich diesen quicklebendigen Gitarrenlauf im Ohr hatte, den ich keinem bestimmten Lied mehr zuordnen konnte. Ich fand es schnell wieder. Es war "We Roam", von dem ich seither jeden Tag wenigstens eine Dosis brauche. Tatsächlich bin ich immer noch der Meinung, dass Slash und Myles Kennedy tolle Strophen, aber nicht so tolle Refrains schreiben können. Und es brauchte eine Weile, bis ich merkte, dass das gar nicht so wichtig ist. Denn es sind andere Dinge, die sich im Gehörgang festkrallen, ohne dass man zunächst Notiz davon nimmt. Und dann steht man irgendwo an der Ampel und hat plötzlich diese Melodie im Ohr, ein einsames Solo dudelt in deinem Kopf vor sich hin oder du wirst dieses Wahwah-Gitarrenriff nicht los, das gar nicht so kompliziert klingt, das du aber nie-nie-niemals nachspielen wirst können, weil man Gefühl nicht kopieren kann wie Technik.
"Apocalyptic Love" ist voller Spielfreude und selbstbewusst voller Klischees, die dank cleverer Ideen vor der Mittelmäßigkeit gerettet werden. Ich mag es, wenn Slash in dem, was einem Radiohit am nächsten kommen könnte ("Standing In The Sun"), kurz nach dem ersten Refrain das epochale Lick aus Paradise City auferstehen lässt, nur um kurz vor dessen Vollendung in eine andere Richtung abzubiegen. Im Lauf der Zeit hatte ich eine Phase, in der ich dachte, die Solos hätten nicht mehr die frühere Qualität, sie erschienen mir nicht mehr so gut durchdacht, diese einmaligen Melodiebögen kamen nicht mehr so auf den Punkt. Mittlerweile glaube ich, dass die Solos schlicht und einfach rotziger sind, weil im Aufnahmeprozess nicht mehr viel daran herumgefeilt wurde. Auf "Apolcalyptic Love" finden sich klassische Slash-Momente zur Genüge, als Anspieltipp sei hier "Anastasia" empfohlen.
Zusammenfassung: Die Scheibe hat das Herz am rechten Fleck und ist ein Grower, der niemals ein Klassiker werden wird. Drauf geschissen, Rock & Roll! Wie seelenlos es klingt, wenn jemand auf Teufel komm raus versucht, ein Meisterwerk zu erschaffen, hat ja schon "Chinese Democracy" eindrucksvoll vorgeführt.
Jay
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