BAND: MOGWAI
ALBUM:

LABEL: Pias/Rock Action/Rough Trade - VÖ: 17.01.14
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Zuletzt aktualisiert am: 22. Januar 2014

Wenn von Postrock-Bands die Rede ist, wird häufig von "auf und abschwellenden" Sounds gesprochen. Nicht so bei MOGWAI. Erst mal definiert sich die Band nicht über das manchmal etwas einengende genre-beschreibende Doppel-Wort. Außerdem ist es bei den fünf schottischen Herren eher so, dass diverse Sound-Schichten nebeneinander ko-existieren. Im Laufe eines Tracks wird davon die eine oder die andere in den Vordergrund gestellt, wobei Sympathien und Interessen für Gitarre, Schlagwerk und Elektronik ungefähr gleich verteilt sind. Vor allem beim aktuellen Album geben sich analoge und digitale Klänge ein Stelldichein, das Talent für schöne Melodien ist ungebrochen.

Es geht um "Rave Tapes" – der achte reguläre Output von MOGWAI. Etwas spitzbübisch sind die Musiker bei der Titelgebung wieder mal gewesen – selbstverständlich gibt es keine Rave-Musik, und auf Tape ist sie auch nicht vorhanden... dachte ich. Ein Klick und ein Blick weiter sehe ich: es gibt eine Special Edition mit CD, Vinyl 7 Inch Single, Vinyl 12 Inch Single, Vinyl-Album, Tape und MP3. Ja, ist es denn die Möglichkeit? Die Postrock-Narrenkappe haben die fünf Sympathie-Träger auch bei den grandiosen Konzerten auf, wenn es um die interessanten Video-Installatoinen geht... da ist nix mit dem handelsüblichen Himmel und seinen diversen Gestirnen, und auch der genreübliche Teufel wird nicht an die Wand gemalt: der Songtitel eines früheren Klassikers "Mogwai fear Satan" dürfte ironischer Natur sein.

Ich erinnere mich an das Gespräch mit MOGWAIs Barry im Außenbereich eines Kreuzberger Cafés, bei dem er eine Hummel als "Flying Tiger" bezeichnet. Das wäre ein guter und nicht untypischer MOGWAI-Song-Titel. Auf diesem Album ist er leider nicht vertreten, aber vielleicht passiert das später mal?

Was gibt es auf "Rave Tapes" zu hören? Der erste Track klingt...nun ja..."chillig", würden heutzutage viele Leute sagen. Smoothe Keyboard-Klänge und eine entspannte Gitarre geben den Ton an. Das zweite Lied "Simon Ferocious" beginnt mir seltsam knarzigen Synthie-Klängen, die nach den so genannten "Achtzjan" klingen, gefolgt von interessantem Schlagzeug-Takt und zwei gegeneinander aufspielenden Gitarren. Ein Highlight ist sicherlich das schon vorab im Netz hörbar gewesene "Remurdered", welches nach einem ruhigen Anfang ziemlich krachig wird. Hie und da sind Gitarren zu hören, welche an die leider verblichenen SONIC YOUTH erinnern. Überhaupt gibt es an gar nicht so wenigen Stellen teuflisch gute Tricks und Kunststücke, was die Gitarrenarbeit angeht. Im Grossen und Ganzen ist das Album eher ruhig gehalten, und vorbei scheinen die Zeiten, als Begriffe wie "Artrock" auf MOGWAI zutrafen. Haben die Soundtrack-Werke für "Zidane" und "Les Revenantes" in eine solche Richtung geführt? Teilweise klingt das Album so "muggelisch" (was so viel wie "gemütlich" bedeutet, wenn der Bekannte, von dem dieses Wort stammt, von mir richtig verstanden wurde) dass es sich anfühlt wie eine kuschelige, möglichst nicht aus Tierfell bestehende Decke für Winternächte, die derzeit wohl eher dünn sein darf, da die derzeitigen Temperaturen dazu einladen, sogar nachts mit dem Walkman unter dem Firmament rumzulaufen und "Rave Tapes" zu hören.

"Blues Hour" ist wirklich überraschend mit Folk-Klängen und leichtem Drones-Background, was ungewöhnlich für die Band ist, welche zwar keine komplett neuen Wege einschlägt, ihr eigenes Universum aber konsequenzt weiter spinnt.

Das vorvorletzte Lied "Eagle Tax" wirkt so entspannt wie kaum ein anderer MOGWAI-Track und ist eins von zwei Liedern, wo gesungen wird. Und richtig so: die blöden Adler sollen auch mal Steuern zahlen! Wo kommen wir sonst hin? Benutzen unseren Himmel und den schönen Luftraum! Blechen sollen sie! ;o)

Danach wird es bei "No medicine for regret" sogar noch kuscheliger (Decke her!) und am Schluss setzen die fünf Schotten bei "The lord is out of control" dem Ganzen die Krone auf: Gesang und Musik erinnern ein bisschen an den Band-Klassiker "Hunted by a freak".

Wie MOGWAI es hinbekommen, dass ihre Musik so viel Tiefe und Stärke besitzt, frei von Plattitüden ist, durchaus auch als Ambient durchgeht, dabei aber keinesfalls seicht oder nach Dudelmusik klingt, sondern zum Ohren spitzen einlädt, wird wohl ihr Geheimnis bleiben...

Ein MOGWAI-Interview, welches zeitlich betrachtet fast genau zwischen diesem und dem vorherigen Album stattfand, befindet sich in im WAHRSCHAUER #60.

El_Nico
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