BAND: XBXRX
ALBUM:

LABEL: Polyvinyl Records - VÖ 18.1.08
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Zuletzt aktualisiert am: 24. Februar 2008
"Sounds" ist eine kleine, äußerst faszinierende Platte. Ideologisch gesehen schlüssig im Bandkontext, musikalisch eher ungewöhnlich und für den durchschnittlichen XBXRX-Noisecore-Hörer vielleicht etwas unerwartet. Die Band legt ihr erstes, rein aus Improvisationen bestehendes Album vor. Nun ist es mit Improvisation so eine Sache. Gerade in den letzten Jahren gab es davon eine Menge. Ganze Heerscharen von Menschen fanden sich zusammen, lärmten im schlechtesten Falle ein bisschen herum, erschufen im besten Falle interessante, neue Musik und/ oder fanden und besetzten kleine, feine Hörnischen. "Sounds" zählt definitiv zu Letzteren. XBXRX wandeln nahezu traumwandlerisch auf dem schmalen Grad freier Musik, meisterhaft umgesetzt und konsequent zwischen reinem Bauchgefühl, technischer Finesse und ausgeklügeltem Konzept. Alles wirkt homogen und schlüssig, gleichzeitig jedoch äußerst vielseitig und diversifiziert. Es wäre ein Leichtes für die Band gewesen, Ihr Livekonzept in das Studio zu verpflanzen und schieren Lärm aufzunehmen. Dies ist nicht der Fall. Die Stücke wirken überlegt, durchdacht und präzise. Gleichzeitig findet man verspielten Raum, Zufall, Überraschung. Die Stücke wollen einen nicht erschlagen. Kein unmittelbarer Angriff. Niemand muss hier irgendetwas beweisen. Geräusch nicht als Zeichen von Gewalt, Aggressivität oder Ausgrenzung. Dafür kalkuliertes Experiment, abstrakter Raum, aber auch Rock´n´Roll. Selbst in den disharmonischsten Momenten sind die angenehm kurzen Stücke hörbar und abwechslungsreich. Dies ist einer der größten Tricks von "Sounds". Es gibt keine zehnminütigen Noiseloops, kein langfristig übersteuertes Dauergewitter. Immer im richtigen Moment vom Gas, um die Ecke und auf einen anderen Ast. Die sieben Stücke verteilen sich auf eine knappe halbe Stunde. Gut konsumierbar, und das ist in keiner Weise negativ, sondern einer der Schlüssel. Eine reiche Instrumentierung ist ein weiterer Pluspunkt, genauso wie der fantastische Sound von "Sounds". Neben Gitarren, Bass und Schlagzeug erscheinen Klavier, diverse Percussioninstrumente und einige Elektronikeffekte. Somit fächert sich das Album auf und zeigt, wie divers sich Geräuschmusik anhören kann; Sind "Infancy Of Millions Pt." oder "Chaired" eher roh, angezerrt und wild mit klassischer Rockbandinstrumentierung, klingen "Asymbol" oder etwa "Infancy Of Millions Pt. II" in Ihrer Reinheit wie Fallbeispiele Neuer Musik aus dem 20ten Jahrhundert. "NA Rata" besteht nur aus Effekten und Elektronik, in "Oceaned" findet sich alles gebündelt. "Sounds" liegt zwischen `Alles-kaputt-machen-hier-nach-Noiserock-Konzert´ und artifizieller Musikakademie-Komposition. Ein bescheidenes, dezentes Meisterwerk. Groß.
Sebastian
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