Nach ihrer EP „No Petting In The Pool“ haben SINISTER ROUGE ihr erstes Album aufgenommen. Darauf gibt es fünfzehn komplexe und mitreißende Songs, die sich mit dem Thema Trennung auseinandersetzen. Es geht um die musikalische Erzählung der emotionalen Entwicklung einer Figur namens Thomas: düster und eingängig zugleich. Die Melodie, die am Anfang steht, wiederholt sich auch am Ende der Platte, aber zwischendrin passiert eine Menge. Der Sound ist herausfordernd und taugt nicht als Hintergrundmusik, denn SINISTER ROUGE spielen sich in den Vordergrund. Mit ihrem Wechsel aus Wut und Melancholie zwingen sie zur Aufmerksamkeit.

„The Age Of Separation“ ist ein Konzeptalbum, das tief ins Innere, in die Gefühlsabgründe vordringt, statt zu theoretisieren. Die Lieder sind gut, richtig gut: Man merkt ihnen die genaue Arbeit an, die in ihnen steckt, ohne dass sie dadurch sperrig wirken. Überzeugende Balladen, Punkrocksongs und Rockkracher. Alles in allem lässt sich der Sound vielleicht am ehesten im Pop-Punk à la GREEN DAY verorten. Aber SINISTER ROUGE lassen sich nicht in eine Schublade stecken. Immer wieder finden sich Bezüge auf eine große Bandbreite anderer Einflüsse. Der härteste Titel steht im Zentrum: „Atmoholic“ klingt trotz eingängigem Refrain düster und diabolisch und erinnert vom Ton her an THE DWARVES. Ein Hammerlied, das ihr auf dem nächsten WAHRSCHAUER Sampler hören könnt. Ziemlich cool ist auch „The Age Of Separation II”, in dem die Suche des Protagonisten Thomas nach sich selbst auch musikalisch stattfindet. Vom kämpferischen Folk-Punk-„We“ der Marke DROPKICK MURPHYS geht das Lied über in einen persönlichen, ehrlicheren Sound.

Am Ende der Platte scheint die Trennung überwunden zu sein, die Musik klingt jetzt fast leichtfüßig und ganz zum Schluss gibt es das „New Era’s Recipe“. Zu dieser neuen Ära gehören auch „noise and songs“ – hoffentlich solche, wie SINISTER ROUGE sie schreiben, denn diese Jungs haben es drauf. Daumen hoch für „The Age Of Separation“!

TIPP: Interview und Track im nächsten WAHRSCHAUER ’63!