BAND: BERLINSKA DRÓHA
ALBUM:

LABEL: Vetoria – VÖ: 01/2014
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Zuletzt aktualisiert am: 17. März 2014

Dieser Tage ist BERLINSKA DRÓHAs (zu deutsch: Berliner Straße) zweites Album erschienen. Und konnte uns das Debüt bereits überzeugen, setzt der Nachfolger noch einen drauf. "Wocin Durje!", das für alle, die neu an Bord sind, ist sorbisch und heißt „Mach die Tür auf!“. Die Zutaten sind weitestgehend die gleichen geblieben, allerdings haben Uta Šwejdzic (Gesang, Klavier) und Paul Geigerzähler (Gesang, Geige) diesmal für meinen Geschmack noch ausgewogener gewürzt, um uns ein Festmahl zu kredenzen, das sich wie gehabt irgendwo zwischen Kabarett, Chanson, Folk und Punkrock bewegt. Also wie die DRESDEN DOLLS, nur ganz anders. Gesungen wird teils deutsch, teils sorbisch, sodass die Mehrheit der Hörer einschließlich des Rezensenten die meisten Texte leider nicht verstehen kann. Weil die deutschen Texte ziemlich intelligent sind, ist das einerseits schade, weil man die sorbischen auch gern verstehen würde, andererseits aber auch herzlich egal, weil die Musik auch so wunderbar funktioniert. Es fällt schwer aus den zwölf Songs einzelne Lieder herauszugreifen, um im Bild zu bleiben, es befindet sich keine Sättigungsbeilage darunter. Probieren wir hier und da: „Love Song“ beginnt mit einem Pianomotiv, das leicht an Marc Cohens Klassiker „Walking In Memphis“ erinnert, dann aber eine ganz andere Ausfahrt nimmt. Das von Utas voller Stimme getragene "Z Tobu Sobu“ wäre für Bands mit Chartambitionen eine Singleauskopplung und überführt gleichzeitig Paul der charmanten Lüge, der nämlich in schöner Regelmäßigkeit von sich behauptet, gar nicht mal so gut Geige spielen zu können. „Nimm den Druck raus und flieg einfach weg“, schlagen BERLINSKA DRÓHA über einem groovigen Piano vor, nachdem sie kurz zuvor, im punkigen „Fix The Crisis“ empfohlen haben, die Krise mittels Kaugummi zu bewältigen. Einer der schönsten musikalischen Beiträge zur Berliner Gentrifizierungsdebatte gelingt dem Duo mit "Was soll schon sein?" Hm, das klingt jetzt alles eher ernst, wäre aber, ließe man es so stehen, nur die halbe Wahrheit. Die Stärke der Musiker liegt eben darin, auch gänzlich unkomischen Angelegenheiten mit einem Augenzwinkern zu begegnen - und den lustigen Liedern einen Groove zu verpassen: 'Aber in der Berlinska Dróha damitars nich verjesst / Da is nämlich heute ein Straßenfest / Da wird jetanzt und jelacht und weg mit all den Sorgen / Und der Kata ihr wisst ja, der kommt ja erst morgen' „Wocin Durje!“ ist übrigens komplett in Eigenregie entstanden und per Crowdfunding finanziert. Man kann allen Gebern gar nicht genug dafür danken, dass sie uns ein so schönes Stück Musik zugänglich gemacht haben. Das gilt übrigens auch für die Verpackung, die im schicken Siebdruck-Comicdesign daherkommt (bei dem die Musiker selbst munter mitgedruckt haben!). Sammlerstückalarm! Erhältlich ist das Album direkt beim Label Vetoria (http://vetoria.de/de/shop-2), auf den Konzerten von BERLINSKA DRÓHA und Paul Geigerzählers Sologigs (http://geigerzaehler.blogsport.de/termine/) sowie in ausgewählten Buchhandlungen, u.a. bei König Kurt in Dresden, Sputnik in Potsdam und der Smolerschen Buchhandlung in Bautzen. Mit besserem Gewissen wird man sein Geld dieser Tage nicht so leicht für tolle Musik anlegen können. Wohl bekomm’s! TIPP: Wer wissen will, was BERLINSKA DRÓHA eigentlich heißt, liest am besten unsere Rezension vom Debüt: http://www.wahrschauer.net/music-a-more/540-review-der-woche-052012-berlinska-droha-um-die-ecke-wokoo-roka.html

Jay
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