BAND: PASCOW
ALBUM:

LABEL: Rookie / Cargo Records - VÖ: 28.02.2014
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Zuletzt aktualisiert am: 03. Juni 2014

Super! Ein neuer Longplayer unserer Lieblings-Punkrocker. Und wieder gibt es 15 neue Songs. Was auch sonst?! Schließlich gibt es seit dem vorletzten Album „Nächster Halt gefließeter Boden“ stets 15 pro CD. Scheint irgendwie eine interne Grenze oder Anspruch oder eine magische Zahl zu sein, die sich wiederholen muss. Mit der eben erwähnten Veröffentlichung haben sich PASCOW übrigens vor sieben Jahren in die oberen Tabellenplätze gespielt und halten seit dem ihre Stellung bzw. bauen diese sogar aus. Wenn wir schon dabei sind, Vergleiche zu den letzten beiden Scheiben zu ziehen, sei eine weitere Parallele erwähnt. Alle drei sind sich qualitativ sehr nah und die Band – so blöd das auch immer klingt - bleibt sich selbst treu und manchmal kommen einem einzelne Elemente (Gesangslinien, Gitarrenparts etc.) bekannt vor. Ein Phänomen, was man beispielsweise auch bei BAD RELIGION hat. Das deutet darauf hin, dass die vier Herren ihren eigenen Sound mit eindeutigem Wiedererkennungswert gefunden haben. Die Gimbweiler setzten also auf bewährte Songstrukturen: Gitarren laut und breit in den instrumentalen Parts, oftmals zurückgenommen in den Strophen, wodurch eine wunderbare Dynamik entsteht. Dabei bewegen sich PASCOW oftmals im Midtempo, lassen es aber auch krachen, wie bei „Verratzt“ – eine pure Punknummer unter einer Minute. Aber auch der Opener „Die Realität ist schuld daran, dass ich so bin“ kommt wütend, aufgewühlt, rau und zeigt, dass die Musiker mit den Jahren so gar nichts an Energie verloren haben. Es sind dann aber auch Songs wie „Fliegen“ oder „Zeit des Erwachens“ zu finden, die kraftvoll, aber gemäßigter (gerade bei den Vocals) in ihrer Darbietung sind und deren Melodien einfach nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen sind. Der zuletzt erwähnte Titel ist Anspieltipp und mein interner Hit der Platte. PASCOW wagen hier textlich einen großen Spagat, der gut gelingt - zwischen dem persönlichen Erwachen durch das Kennenlernen von Punk und der Zeit des Erwachens von afrikanischen Flüchtlingen im kleinen Boot auf dem Mittelmeer auf dem Weg nach Europa. Thematisch bewegen sie sich nach wie vor im Bereich von persönlichen, politischen und erfundenen Geschichten. In „Lettre Noir“ wird zum Beispiel das Phänomen der Tiroler FREI.WILD abgehandelt, die es mit ihrem Nationalstolzrock beinahe zu einem ECHO geschafft hätten. Nebenbei bemerkt, wäre „Lettre Noir“ der bessere Album-Titel gewesen. Das wiederum ist bekanntlich „Diene der Party!“ und jener kommt dann auch sehr tanzbar rüber, was ja inhaltlich gut passt. 'Wenn DJs hängen, danke ich nicht allein den „Smiths“!', kann ich unterschreiben. Weiterhin mit gutem Beat und ebenfalls tanzbar: „Castle Rock“, der zu Beginn etwas nach alten AGAINST ME! klingt. Mit dieser Band verbindet PASCOW noch etwas: ihre großartige, sehr intensive Live-Präsenz. Sie verlassen die Bühne stets so durchnässt, als ob sie komplett mit Klamotten unter der Dusche gestanden hätten. Nach vielen Jahren grandioser Konzerte ernten sie derweil die Früchte der Punkrock–Subkultur, ihre Shows sind oftmals ausverkauft.

Man hat den Eindruck, PASCOW wären zu Größerem fähig, was sicherlich auch machbar wäre, aber bandintern vehement vermieden wird. So bewegt man sich weiterhin in der Szene, in der selbstbestimmt gehandelt wird und macht weiterhin Songs über die Bands, denen das nicht mehr möglich ist wie beispielsweise in „Verratzt“.

Was „Diene der Party“ weiterhin richtig gut steht, ist die hervorragende Produktion.

So, und bevor das hier abendfüllend wird, wünsche euch schnell ganz viel Spaß mit diesem Album!

Diplompunk
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