Endlich ist er da, der Nachfolger zu „Fluidum“, welches das Debütalbum der Stuttgarter DIE NERVEN war und das mit seiner aggressiven Mischung zwischen EA80, DACKELBLUT, wavigen Melodien und noisigen Gitarrenparts voll und ganz überzeugen konnte. Wer das Erstlingswerk kennt, kann davon ausgehen, dass der Titel „Fun“ wohl nicht ganz ernst gemeint ist, denn auch auf ihrer zweiten Scheibe machen DIE NERVEN nicht gerade Gute-Laune-Musik. Viel verändert hat sich zum Glück nicht. Der erste Eindruck ist, dass es noch etwas noisiger klingt und auf die tollen Wave-Melodien, die gelegentlich im Hintergrund zu hören sind, wurde nicht verzichtet. Doch irgendwie wirkt es ein kleines bisschen moderner, während der Vorgänger noch diesen gewissen 80er-Jahre-Touch hatte. Vielleicht liegt das teilweise auch an den Texten, die nicht ganz an die vom letzten Album heranreichen. Zusammen mit dem Gesang, der zwischen den Songs etwas variiert, meint man auf dieser Platte hier und da einen Einfluss von MUFF POTTER oder vereinzelt auch TOCOTRONIC wahrzunehmen.
Um es auf den Punkt zu bringen, „Fun“ klingt mehr nach diffusem Verlorensein als nach aggressiver Verzweiflung. Die Textzeile ‚tagsüber streife ich durch die Straßen ohne Weg, ohne Ziel‘ versinnbildlicht meinen Eindruck des ganzen Albums. Nicht, dass es schlecht wäre, ganz im Gegenteil. DIE NERVEN können mit ihrer Platte beeindrucken, besonders mit den Songs „Hörst Du mir zu?“ und „Und ja“. Nur so ganz reicht das doch nicht an den Erstling heran.